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Update: Börsenverein startet Online-Plattform "libreka"

10.10.2007
Nach über zweijähriger Vorbereitung hat die deutsche Buchbranche die Online-Plattform "libreka" gestartet.

Jeder Internet-Nutzer soll künftig Inhalte von Büchern online recherchieren können. Verlagen und Buchhändlern soll damit zugleich der Handel erleichtert werden, wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse mitteilte. Nach dessen Angaben beteiligen sich 300 Verlage an der Branchenplattform. Bisher seien 8000 Bücher erfasst. Libreka ist ein Kunstwort aus dem lateinischen "liber" (Buch) und dem griechischen "heureka" (ich habe es gefunden).

Mit libreka wollen die im Börsenverein zusammengeschlossenen Verlage bereits vorhandenen Diensten wie der Google Buchsuche oder inhaltlichen Exzerpten bei Amazon Konkurrenz machen. Ob ein so später nationaler Alleingang Erfolg haben kann, bleibt abzuwarten.

Hintergrund

Über zwei Jahre haben die Vorbereitungen gedauert, jetzt will die deutsche Buchbranche mit ihrer seit längerem angekündigten digitalen Branchenplattform Ernst machen. Verlage und Buchhändler sollen künftig über die Plattform online handeln können, auch der Verbraucher kann recherchieren. Ob Bücher im Internet seitenweise oder überhaupt nicht zu lesen sind, entscheidet jeweils der Verlag. "Es liegt an den Verlagen, die Balance zu finden", sagte Ronald Schild vom Börsenverein bei der Präsentation von libreka.

Noch steht das Projekt, das als Branchenplattform nach Angaben des Börsenvereins europaweit einmalig ist, erst am Anfang. Schließlich gibt es laut Schild "19 000 potenzielle Verlage", die als Partner in Frage kommen. Damit libreka an Fahrt gewinnt, können Verlage bis Mitte November kostenlos ihre Bücher in die Plattform stellen. Später kostet die Aufnahme drei Euro pro Titel. Auch das relativ teuere Scannen der Bücher übernimmt der Börsenverein zuerst einmal kostenlos, später gibt es Vorzugsbedingungen.

Bei Google Book Search kostet dagegen das Scannen von Büchern gar nichts. Die Buchsuche des US-Onlinegiganten wird jedoch vom Börsenverein nicht als Konkurrent, sondern als Partner gesehen. In Verhandlungen mit Google wird derzeit über eine Kooperation gesprochen, um libreka besser für den Verbraucher zugänglich zu machen.

"Das große Potenzial von libreka ist nicht zu unterschätzen", sagte Jens Redmer, Europa-Chef von Google Book Search, in Frankfurt. In seinem Unternehmen seien jedoch weit mehr Bücher online verfügbar als beim neuen Projekt des Börsenvereins. Wie viele deutsche Verlage bei Google mitmachen, will er jedoch nicht verraten. Weltweit hat Google nach eigenen Angaben inzwischen eine Million Bücher digitalisiert, die in unterschiedlichem Umfang im Internet eingesehen werden können.

Zudem läuft bei Google ein Großprojekt mit weltweit führenden Bibliotheken - darunter der Bayerischen Staatsbibliothek. Alle Bücher, die nicht mehr urheberrechtlich geschützt werden, werden vollständig ins Netz gestellt. Redmer sieht diese Kooperation als "strategisches Investment". Dem vor allem von der Online-Werbung lebenden Unternehmen geht es darum, immer mehr Benutzer auf sein Portal zu locken.

Für die Verlagsgruppe Holtzbrinck, zu der unter anderem die großen Verlage S. Fischer und Rowohlt gehören, ist libreka ein großer Schritt nach vorn. Nur auf einer solchen Branchen-Plattform sei das geistige Eigentum von Verlagen und Autoren geschützt, sagte Holtzbrinck-Geschäftsführer Rüdiger Salat. "Es hätte auch schneller gehen können", räumte er ein.

Bereits am Dienstag hatte der amerikanische Verleger Michael Cader ("Publishers Lunch") die Branche dazu aufgerufen, angesichts stagnierender Märkte und verschärften Wettbewerbs das enorme Potenzial des Internets zu nutzen. Als Beispiel führte er den Reiseverlag Lonely Planet an, der eine Online-Gemeinschaft mit mehr als 400.000 eingetragenen Mitgliedern aufgebaut hat. Sie können auch eigene Inhalte beisteuern. (dpa/tc)