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Update: 30.000 Telekom-Mitarbeiter protestieren gegen Stellenabbau

12.12.2005
Mit bundesweiten Protesten haben fast 30.000 Beschäftigte der Deutschen Telekom gegen den geplanten Stellenabbau protestiert.

Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di beteiligten sich heute in Bonn und Berlin allein rund 8500 Menschen an den Demonstrationen und Kundgebungen. Am Nachmittag tagte der Aufsichtsrat des Unternehmens, um über die Einsparpläne des Vorstands zu beraten. Bis 2008 will sich die Telekom ohne betriebsbedingte Kündigungen von 32.000 Mitarbeitern trennen.

"Wir werden den Aufsichtsrat auffordern, den Plänen des Vorstands nicht zuzustimmen", sagte der stellvertretende ver.di-Vorstand, Franz Treml. Sollte der Abbau von dem Kontrollgremium abgesegnet werden, kündigte die Gewerkschaft eine Ausweitung der Proteste an. "Ab Januar ist alles möglich bis hin zu Streiks", sagte der Berliner ver.di-Bezirksgeschäftsführer Roland Tremper.

Die Telekom-Beschäftigten machten indes mit markanten Sprüchen ihrem Unmut über den Stellenabbau Luft. Auf Transparenten hieß es: "Vom Kopf her, weiß man, stinkt der Fisch" oder: "Personalabbau auf Dauer macht uns richtig sauer". Auch der Telekom-Chef geriet ins Visier der Protestler: "Ricke, wir haben die Faxen dicke". Treml forderte den Vorstand auf, ernsthaft mit den Arbeitnehmervertretern zu verhandeln und taktische Spielereien zu beenden. "Die vorgelegten, skandalösen Pläne des Telekom-Vorstands müssen vom Tisch", sagte der Gewerkschafter, der auch stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats ist.

Anfang November hatte der Vorstand seine Personalplanungen bis Ende 2008 vorgelegt. Mit den angestrebten Kürzungen will sich die Telekom fit machen für den zunehmenden Wettbewerb in der Branche. Dabei betonte Ricke, so viele Mitarbeiter wie betriebswirtschaftlich möglich halten zu wollen. Betroffen von den Kürzungen sind vor allem die Beschäftigten der Festnetzsparte T-Com, wo die Telekom rund 20.000 Menschen weniger benötigt. Der Bereich, in dem erhebliche Marktanteile verloren gingen, steht besonders unter Wettbewerbsdruck.

Auch von 6000 Beamten will sich das Unternehmen trennen. Hierzu muss allerdings noch mit dem Bund eine gesetzliche Vorruhestandsregelung gefunden werden. Der Bonner Riese beschäftigt gegenwärtig konzernweit im Inland noch 170.000 Menschen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Unternehmen im Schnitt jedes Jahr von 10.000 Mitarbeitern getrennt. Die staatseigene KfW ist mit 22 Prozent Hauptaktionär der Telekom, der Bund hält direkt noch ein Anteilspaket von 15 Prozent.

ver.di fordert in einem Zehn-Punkte-Programm statt des Abbaus von Arbeitsplätzen vor allem eine neue Service- und Qualitätsoffensive sowie mehr Innovationen. "Die Telekom ist drauf und dran, ein arbeitsmarktpolitisches Desaster ohnegleichen anzurichten", sagte Treml auf einer Kundgebung vor Beginn der Aufsichtsratssitzung.

Vor dem Hintergrund der guten Ertragslage des Unternehmens haben Betriebsräte, Telekom-Mitarbeiter und Gewerkschafter kaum Verständnis für die Einsparungen. "Wir werden uns das nicht bieten lassen", sagte Treml. Ricke hatte bei der Vorlage der Quartalszahlen im November darauf hingewiesen, dass die Gewinne aus 2005 und der geplante Stellenabbau nichts miteinander zu tun haben. Es seien die Gewinne aus der Vergangenheit. Jetzt "geht es darum, die Telekom zukunftssicher zu machen". (dpa/tc)