Irritationen um Suns Betriebssystem-Kurs

Unterstützt Solaris auch Itanium- und Power-CPUs?

30.07.2004

Die Verwirrung war komplett: Vor wenigen Tagen äußerte Suns Chief Operating Officer Jonathan Schwartz während eines Analysten-Briefings zu den Quartalsergebnissen, er könne sich durchaus vorstellen, dass man Solaris auf die Itanium- und Power-Architektur portiere. Kaum ausgesprochen, wurden Schwartz' Äußerungen von Scott McNealy ins rechte Licht gerückt: Sie seien nicht als Produktankündigung zu verstehen, so der Sun-Chef, und auch andere Repräsentanten des Unternehmens verweigerten einen Kommentar dazu, ob es jemals die von Schwartz angedeuteten Varianten geben wird.

Damit ist bei Sun wieder alles offen. Die Idee für ein Itanium-Solaris ist ohnehin nicht neu. Bereits 2001 portierte der Hersteller sein Betriebssystem entsprechend, brachte diese Version aber aufgrund der schleppenden Nachfrage nach Itanium-Rechnern erst gar nicht auf den Markt. Ein Jahr später teilte Sun mit, die Solaris-Unterstützung auch für Intels x86-Architektur einstellen zu wollen, gab dieses Vorhaben jedoch wenige Monate später wieder auf.

Trotz der anhaltenden Nachfrageflaute für Itanium-Rechner und der Konkurrenz der Intel-CPU mit dem Sun-eigenen Ultrasparc-Prozessor: Dem Itanium-Revival von Solaris könnten Analysten noch eine gewisse Plausibilität abgewinnen. Nicht dagegen der Power-Prozessor-Variante. "Warum sollten sich Anwender der Power-Plattform für Solaris entscheiden, also gegen die von IBM angebotenen Alternativen AIX und Linux?", gibt etwa Nathan Brookwood vom kalifornischen Marktforschungsunternehmen Insight 64 zu bedenken. Sun habe ohnehin eine kaum zu bewältigende Aufgabe vor sich: Nachdem der Hersteller eine Open-Source-Version von Solaris angekündigt hat, müsse er nun konkurrierende Anbieter wie IBM und Hewlett-Packard davon überzeugen, dass diese neben ihrem Linux-Engagement auch einen technischen Support und Performance-Tuning für quelloffene Solaris-Entwicklungen übernehmen, die auf ihren jeweiligen x86-Plattformen laufen. Dies sei illusorisch, so Brookwood. (ue)