Unternehmensprobleme können Computer nicht lösen

30.09.1988

Integration ist ein schwieriges Unterfangen. Anbieter, die Komplettlösungen frei Haus versprechen, sind bestenfalls leichtsinnig, und wer erzählt, bei ihm sei die Integration optimal nach Plan gelaufen, schneidet vermutlich gewaltig auf. CIM ist ein Konzept, das alle Geschäftsbereiche umfaßt und in jeden Unternehmensvorgang eingreift. Dabei braucht jeder Betrieb eine eigene, maßgeschneiderte Integration, wenn der erhoffte Wettbewerbsvorteil eintreten soll.

Doch wie beim Schneider gibt es unentschiedene Kunden, fehlt der gewünschte Stoff, wird falsch gemessen und manchmal überschätzt der Meister wohl auch seine Fähigkeiten.

Viele Probleme beruhen jedoch auf einer Fehldeutung des CIM-Begriffs. Menschenleere Roboterfabriken wird es nicht geben, und Musterlösungen, wie sie Konzerne a la Siemens oder Digital auf die grüne Wiese stellen, können sich die mittelständischen Unternehmer nicht leisten. Für die meisten Betriebe, die neue Lösungen in eine laufende Fertigung integrieren müssen, ist das weder bezahlbar noch sinnvoll. Nicht auf den "Stand der Technik" kommt es an, sondern auf ein ausgeklügeltes Konzept, um die Aufgaben des Unternehmens optimal zu meistern. Ob und wieviel Datentechnik dafür sinnvoll eingesetzt werden soll, muß immer erst untersucht werden.

Computer erledigen jede klar gestellte Aufgabe bezüglich der Informationsverarbeitung, Unternehmensprobleme lösen können sie nicht. Es ist eine Binsenwahrheit aus den DV-Anfängen, daß Computer keine Organisation schaffen, sondern sie voraussetzen. Vor der Entscheidung für ein Integrationspaket sollte deshalb immer eine ausgetüftelte Bedarfsplanung stehen. Dafür sollte man weder Zeit noch Kosten scheuen. Bedarfsplanung in einer Zeit rasanter technischer Entwicklungen und häufig wechselnden Marktanforderungen bedeutet immer mehr, für eine noch unbekannte Zukunft zu projektieren und auf Techniken zu setzen, die es noch nicht gibt.