Unternehmensberater richtig ausgewählt

01.07.1977

Was für das Unternehmen ein kniffliges Einzelproblem darstellt, ist für den auf diesem Gebiet erfahrenen Berater Routine im positiven Sinne. So ist es denn auch wichtig, bei der Auswahl von Beratern darauf zu achten, daß "gleichgelagerte Probleme" bereits gelöst wurden, so daß einschlägige Erfahrungen nachgewiesen werden können. Lassen Sie sich also Referenzen geben, so die Empfehlung unserer fünf "Consulter-Anwender".

Uwe Haas Hauptabteilungsleiter EDV der Heinrich Mack Nachfolger Chem - Pharmazeutische Fabrik Illertissen

Erste zu stellende Frage ist, ist es ein generelles oder ein spezielles Problem. Im Falle eines generellen Problems, d. h., daß der Zustand, in dem sich der Problemlösungsprozeß befindet, unbefriedigend ist und daß sich ein Weitertreiben des Prozesses aus zeitlichen und informatorischen Gründen nicht durchführen läßt. In einem solchen Falle ist eine Unternehmensberatung heranzuziehen, die aufgrund ihrer Struktur eine notwendige Breite von Fachkräften sicherstellt.

Im Falle eines speziellen Problemes ist bei der Auswahl besonderes Gewicht auf die erfolgreiche Bewältigung gleichartiger Problemstellungen zu legen. Zusätzlich sollten spezielle Auswahlkriterien beachtet werden. Diese sind ihrer Bedeutung nach geordnet:

- Problemeadäquates Know-how - Flexibilität der Problemlösung - Angebotspreis - Bereitschaft zur längerfristigen Unterstützung - Kooperatives Beraterverhalten.

Fritz Voigt Leiter der EDV der Lekkerland GmbH

Für das wichtigste Kriterium halte ich die Persönlichkeit dessen, der beraten soll bzw. die Projektleitung hat.

Die Größe oder der Name eines Unternehmens sagt nichts aus in bezug auf die individuelle Beratung und die Qualität dessen, der dann die Beratung vornimmt.

Die Firmengröße kann vielleicht dann eine Rolle spielen, wenn das zu untersuchende Gebiet relativ groß ist und die Beratung von sehr vielen Leuten durchgeführt werden müßte.

Den Umfang der Beratung sehe ich von der Ist-Analyse bis zum Konzept, in dem ein Stufenplan sowie eine Kostenrechnung enthalten sein muß.

Wenn also das Hauptbewertungsmerkmal die Persönlichkeit des Beratenden ist, dann muß vom 1. Kontaktgespräch an derjenige schon der Gesprächspartner sein. Zur Beurteilung der Persönlichkeit kann man die Ausbildung, die letzte Tätigkeit und den Eindruck aus persönlichen Gesprächen zu Hilfe nehmen. Als nächstes sollte man Referenzen möglichst aus letzter Zeit prüfen, indem nicht sich selbst mit den Betroffenen in Verbindung setzt und sich über die Erfahrungen unterhält.

Die Referenzen sollte man auch danach prüfen, ob das anstehende Projekt in etwa gleichartig ist. Ich will damit sagen, daß jemand, der die letzten Jahre im Bereich der Groß- EDV tätig war, wohl nicht ganz der richtige Mann sein wird, wenn es um Dezentralisierung mit Mini-Computern geht. Vor Vertragsabschluß sollte man versuchen, zumindest ein Grobkonzept über das anstehende Projekt zu erhalten, wobei schon die Art und Weise, wie das Projekt angefaßt wird und wie die Realisierung vonstatten gehen soll, auf die Arbeitsweise Rückschlüsse zuläßt.

Als letztes Kriterium ist natürlich auch das Honorar zu berücksichtigen. Generell muß von vornherein den Beratern klargemacht werden, daß man nicht gewillt ist, sich in irgendein Schema pressen zu lassen, das vielleicht schon einoder zweimal realisiert worden ist. Auf der Beratungsseite erwarte ich eine individuelle und spezielle, auf meine Belange zugeschnittene Beratung, aber bei der Realisierung muß mit Normen, Standardsoftware, strukturierter Programmierung usw. auf jeden Fall gearbeitet werden.

Werner Hartwig Leiter des Bereichs Rechen- und Informationszentrum der Osram GmbH

Gute Unternehmensberater kosten viel Geld, weshalb ihr Einsatz genau geplant und kontrolliert werden muß. Wichtig ist zunächst eine genaue schriftliche Formulierung des vorgesehenen Beratungsauftrages, da die exakte Aufgabenstellung wesentliche Voraussetzung für die richtige Auswahl ist.

Auf Basis dieser Aufgabenstellung holen wir dann bei geeignet erscheinenden Beratungsfirmen Angebote ein, die neben einem detaillierten Vorgehens- und Terminplan einen Kostenvoranschlag enthalten müssen. Wichtig ist dabei, daß der Vorgehensplan die Vorlage von Zwischenberichten bzw. Zwischenergebnissen vorsieht, damit eine Erfolgskontrolle möglich ist und ggf. notwendige Korrekturen vorgenommen werden können. Außerdem fordern wir - soweit wir mit der Beratungsfirma selbst noch keine Erfahrungen haben - auf jeden Fall Referenzen, damit festgestellt werden kann, ob die Firma auf dem betreffenden Gebiet bereits erfolgreich tätig gewesen ist. Denn jedes Beratungsunternehmen hat aufgrund seiner bisherigen Tätigkeit und Erfahrung Gebiete, auf denen es besonders leistungsfähig ist. Eine wesentliche Rolle bei der Auswahl spielt außerdem der persönliche Eindruck über Fähigkeiten und praktische Erfahrung des Beratungsteams anläßlich einer ausführlichen Durchsprache des Projektauftrages und des Vorgehensplanes. Hierfür sollte auf jeden Fall reichlich Zeit vorgesehen werden.

Erfolgreiche Unternehmensberatung erfordert neben der geeigneten Beratungsfirma vor allem auch eine sehr aktive Mitwirkung des zu beratenden Unternehmens. So sind je nach Umfang der Aufgabenstellung eine oder mehrere qualifizierte Personen zur Mitarbeit von sämtlichen anderen Aufgaben freizustellen. Außerdem müssen alle betroffenen Mitarbeiter ausführlich über Ziele und Aufgaben der Beratertätigkeit informiert werden, damit eine positive Einstellung und Mitarbeit ermöglicht werden. Nur durch eine solche Vorgehensweise ist eine wirkungsvolle Realisation möglich.

Dr. Martin Balleer stv. Vorstandsmitglied der Gothaer Versicherungen, Göttingen

Obwohl unsere eigenen personellen Kapazitäten in der Softwareentwicklung selbst die Größe einer mittleren bis großen Unternehmensberatung haben, arbeiten wir ergänzend seit einiger Zeit mit externen Unternehmensberatern zusammen. Unsere Erfahrungen sind unterschiedlich, es überwiegen die positiven, dies jedoch erst, als wir die folgenden Grundsätze strenger beachteten: 1 Die Auswahl des Unternehmensberaters erfolgt in der Regel sehr problembezogen, fast immer im Ausschreibeverfahren, wobei gute Erfahrungen mit bestimmten Firmen selbstverständlich oft auch zu Folgeaufträgen führen. 2. Wir bevorzugen Firmen mit einschlägigen Erfahrungen und Referenzen aus dem Versicherungsbereich, die wir stets nachprüfen. 3. Vor Auftragserteilung sollte ein Gespräch mit dem verantwortlichen Projektleiter stattfinden, mit dessen Qualität oft ein Projekt und fällt. 4. Wir wollen Unternehmensberater zunehmend mehr bei konzeptionellen und grundsätzlichen Problemen, weniger wegen der sonst zutage tretenden Wartungsprobleme im Programmierbereich einsetzen. 5. Unternehmensberater und eigene Mitarbeiter bilden in der Regel ein gemischtes Projektteam. Unser seit kurzem mit Unterstützung eines Unternehmensberaters eingeführtes Projektentwicklungsverfahren, welches projektbegleitend dokumentiert, wird künftig auch Fremdaufträgen zugrunde gelegt werden. 6. Die Vertragsgestaltung soll in der Regel Werkverträge mit fixierten Preisobergrenzen vorsehen. 7. Standardsoftware können wir wegen der großen Anpassungsprobleme im Anwendungsbereich kaum einsetzen, wohl aber besteht Neigung, von Unternehmensberatern entwickelte Techniken und Software im Bereich des Software Engeneering und für den Rechenzentrumsbetrieb einzusetzen.

Wenn man diese Punkte beachtet, besteht m. E. eine gute Chance, mit Unternehmensberatern zusammenzuarbeiten.

August Overberg EDV-Leiter der BOGE GmbH in Eitorf

Beratende Dienstleistungen nehmen wir sporadisch dann in Anspruch, wenn es darum geht, objektive Aussagen über bereichsspezifische Leistungen oder Zielsetzungen zu erhalten, oder wenn es darum geht, größere Projekte im Bereich der Informationsverarbeitung und -auf - arbeitung unter der Regie eines fremden Projektmanagers abzuwickeln.

Vom Analytiker werden bereichsspezifische Sachverhalte, über den Auftragskern hinausgehende Erfahrungen und Kenntnisse erwartet, weil in der Regel der zu analysierende Sachverhalt nicht losgelöst von angrenzenden Sachmerkmalen betrachtet werden darf. Dagegen werden vom projektsteuernden Manager, in dessen Tätigkeit ein hoher Grad Beratung enthalten sein kann, dedizierte Kenntnisse , d. h. er muß "Konstrukteur" innerhalb des Auftragsobjekts sein und im besonderen Maße Kenntnisse industrieller, gleichartiger Anwendungen haben.

Weil die beratende Dienstleistung nur in Sonderfällen dem Werkvertrag unterliegt, ist die Beauftragung dazu ein höchstverantwortlicher Akt und kann nur auf der Ebene der Geschäftsführung erfolgen.

Entweder ist der Bekanntheitsgrad und damit die erwartete Referenz eines Unternehmens die Basis für den Zuschlag an dieses Unternehmen, oder es kann eine Empfehlung eines Dritten die Entscheidung für die Auftragsvergabe auslösen.

Der Auftragsbereich und der Umfang der beauftragten Leistung müssen einwandfrei definiert und abgegrenzt sein. Der Vollzug der Leistung ist vom zuständigen Geschäftsführer zu überwachen.