CMG-Informationsverarbeiter diskutieren Überlebensstrategien

Unternehmens-DV: Die Angst vor dem Anwender verlieren

19.06.1992

NÜRNBERG - Die DV-Leitung braucht greifbare Ergebnisse für den Vorstand. Seit Jahren lauter nämlich die Bilanz: teuer, kompliziert und ohne sichtbaren Nutzen, Hilfe zur Selbsthilfe ist gefragt, und da sind die Datenverarbeiter auf sich selbst gestellt. Auf dem Jahrestreffen der Computer Measurement Group Central Europe (CMG) in Nürnberg berieten sich DV-Verantwortliche auf den Kulturschock in der Unternehmens-DV vor.

Als erklärtes Ziel des ehrenamtlich arbeitenden CMG-Vorstandes gilt, die Kenntnisse über den neuesten Stand der Anwendungen und der Technik über alle Systemplattformen hinweg zu erweitern. Vor allem ist der Weg vom technischen Blickwinkel hin zur Management-Sicht von Informationsverarbeitung zu bahnen.

Die Jahrestagung der Computer Measurement Group zeigte auf, wo es den DV-Verantwortlichen unter den Nägeln brennt: etwa bei RZ-Accounting, Netz-Management und Client-Server-Anwendungsarchitekturen. In den Unternehmen haben sich die Anforderungen an die DV gewandelt. Wer zur Tagesarbeit nicht auch das eigene Wissens-Management betreibt, bleibt nicht mehr lange konkurrenzfähig - denn die Outsourcer stehen vor der RZ-Tür. Ein Leiter Zentrale DV bemerke dazu lakonisch: "Die Auslese für uns hat begonnen." Die Flucht nach vorn scheint angesagt. Die BV Info GmbH hat dabei bereits ein gutes Stück zurückgelegt. Ehemals die DV-Produktionszentrale der Bayerischen Vereinsbank (BV), betreuen die Münchner nun als eigenverantwortliche Dienstleister sechs Banken im deutschen BV-Verbund. Sie verfügen über 90 Millionen Gesamtbudget und tragen die Verantwortung für 10 000 Arbeitsplätze mit 5000 PC.

Die rund 150 BV-Info-Mitarbeiter wissen, daß Qualität etwas kostet, und sie verkaufen diese Botschaft auch ihren Kunden aus der Vereinsbank-Gruppe. Ihr Rezept verhindert Querelen: Nicht Technik ist das Argumentationsfeld, sondern die Dienstleistung.

Bei der BV Info ging es freilich nicht ohne intensiven Lernprozeß. Zum Pensum gehörte besonders DV-Servicementalität. Und dazu mußten die DVer zunächst einmal lernen, die Angst vor dem Anwender zu verlieren.

Für viele Teilnehmer des CMG-Treffens war dieser Erfahrungsbericht - neben weiteren in- wie ausländischen Anwendungsbeispielen - eine wertvolle Motivationsspritze. Denn mit Blick auf die heimische DV-Szene stimmte er sie mehr als nachdenklich. Schließlich war hier eine der Überlebensfragen jeder Unternehmens-DV angesprochen.

Informationen: Computer Measurement Group Central Europe e. V., Am Hauptbahnhof 12, 6000 Frankfurt/M. 1, Telefon 069/27 10 02 44, Fax 069/13 62-59 00.