Kienbaum untersucht Retention-Programme

Unternehmen vernachlässigen Mitarbeiter

08.03.2002
MÜNCHEN (CW) - In Krisenzeiten gewinnt das Thema Mitarbeiterbindung an Bedeutung. Die Firmen müssen ihren Managern und Leistungsträgern zielgruppenorientierte Konzepte bieten, um sie auch in schwierigen Zeiten an das Unternehmen zu binden. Da die Maßnahmen nur zeitlich verzögert zum Tragen kommen, bedarf es einer kontinuierlichen und langfristigen Retention-Strategie.

Das Thema Mitarbeiterbindung besitzt für knapp 94 Prozent der Unternehmen eine große Bedeutung. Aber nur etwa 20 Prozent der Firmen veranschlagen für Retention-Maßnahmen ein Budget. Das ergab eine Studie der Kienbaum Management Consultants GmbH. Die Gummersbacher Experten befragten von Juli bis Oktober des vergangenen Jahres 67 Unternehmen, die vorwiegend zwischen 2000 und 5000 oder über 10000 Mitarbeiter beschäftigen.

Die starke Diskrepanz zwischen Bedeutung und tatsächlichem Nutzen der Retention-Strategien liegt laut Kienbaum-Sprecherin Anke Hunziger darin, dass es die Firmen bislang nicht für notwendig hielten, Mitarbeiterbindungsprogramme im großen Stil zu praktizieren. "Die meisten Unternehmen denken, wenn das Betriebsklima stimmt, ist auch die Belegschaft zufrieden", so Hunziger. So erheben zwar rund 86 Prozent der befragten Firmen die Höhe der Fluktuation und die Fehlzeiten der Mitarbeiter, aber nur 39 Prozent erfassen auch die Anzahl derer, die ungewollt aus der Firma ausscheiden. Diese Zahlen benötige das Unternehmen aber, um eine gezielte Retention-Strategie und Erfolgskontrolle zu betreiben. Darüber hinaus schätzten die Unternehmen, dass sich ihnen ihre Mitarbeiter am ehesten verpflichtet fühlen, wenn sie sich auch mit der Firma und deren Image und Kultur identifizieren können. Das Gleiche gelte für Maßnahmen wie Mitarbeitergespräche. Zudem mutmaßen die Studienteilnehmer, dass sich 360-Grad-Feedbacks und transparente Karrierewege positiv auswirken könnten, obwohl diese Faktoren kaum umgesetzt werden. Der deutlichste Widerspruch zwischen Einfluss und Umsetzung zeigt sich jedoch bei innovativen Personalentwicklungsinstrumenten wie E-Learning und Einsatz von Skill-Datenbanken. Deren Einfluss auf die Retention-Strategie wird von den Firmen als groß eingeschätzt, aber nur mäßig verwirklicht. Arbeitszeitfaktoren wie Gleitzeit oder individuelle Überstundenregelungen, die der Mitarbeiterbindung dienen, werden dagegen von den Unternehmen nicht nur als bedeutend angesehen, sondern bereits in großem Maße praktiziert.

Abb: Kein Geld für Mitarbeiterbindung

Fast alle Unternehmen überlegen, wie sie ihre Mitarbeiter auf Dauer halten können, doch nur ein Fünftel finanziert entsprechende Programme. Quelle: Kienbaum