Mobilitätsbereitschaft sinkt rasant

Unternehmen sparen bei Geschäftsreisen

23.01.2009
Von pte pte
Die Auswirkungen der Finanzkrise zwingen die meisten Unternehmen nun dazu, auch bei ihren Geschäftsreisen einen Gang zurückzuschalten und Einsparungen vorzunehmen.

Der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) muss inzwischen einen großen Einfluss auf die Mobilitätsbereitschaft der gesamten Wirtschaft verzeichnen. Hatten im Oktober 2008 nur 14 Prozent der Unternehmen angegeben, alle nicht unbedingt notwendigen Reisen zu streichen, liegt dieser Wert inzwischen bei 32 Prozent. "Von dieser Entwicklung sind Unternehmen aller Branchen und Größe betroffen. Obwohl der Verband noch keinen konkreten Forderungskatalog an die Politik formuliert hat, plädieren wir für Steuererleichterungen", unterstreicht VDR-Sprecher Gerd Otto-Rieke gegenüber pressetext.

Nur noch 22 Prozent der Firmen melden unverändertes Reiseverhalten.
Nur noch 22 Prozent der Firmen melden unverändertes Reiseverhalten.
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Die Fortsetzung dieses Abschwungs bringt vor allem die Fluggesellschaften in Bedrängnis. Die vom VDR erhobenen Zahlen verdeutlichen den Negativtrend. Auf die einzelnen Firmen bezogen meldete vor drei Monaten noch knapp die Hälfte ein unverändertes Reiseverhalten. Dieser Wert hat sich im Januar 2009 mit nur noch 22 Prozent bereits mehr als halbiert. "Eine solche Verschlechterung haben wir noch nie zuvor gesehen. Es ist überaus alarmierend, dass lediglich zwei Prozent der von uns befragten Unternehmen der Krise durch mehr Mobilität trotzen", gibt Otto-Rieke auf Nachfrage von pressetext zu bedenken. Für den Brancheninsider ist jedoch gerade die Mobilität in Form von Geschäftsreisen ein unverzichtbarer Bestandteil des Erfolgs moderner Unternehmen. Der Einbruch hat aber auch Folgen für andere Branchen.

Die gestiegene Zurückhaltung der Unternehmen zu Geschäftsreisen wirkt sich laut Otto-Rieke neben den Fluglinien hingegen auch auf den gesamten Logistik-Wirtschaftszweig wie Hotels, Mietwagen, Restaurants, Taxis und auch die Bahn aus. "Wenn die Politik der Wirtschaft mit riesigen Konjunkturprogrammen hilft und Banken teilweise verstaatlicht, sollte man auch den Bereich der Geschäftsreiseindustrie nicht vergessen. Eine Sensibilisierung ist wichtig", erklärt Otto-Rieke. Dass die Bedenken gerechtfertigt sind, zeigt sich auch darin, dass Geschäftsreisen nicht nur zur Anbahnung von Geschäften oder einem Kontaktaustausch auf Messen dienen. Die Kontaktpflege und die Kundenbetreuung stehen dabei im Vordergrund. Eine Beschränkung von Kundenkontakten führt daher zu ähnlichen Folgen wie eine Kreditklemme, so der VDR.

Laut Otto-Rieke tragen Geschäftsreisen volkswirtschaftlich in erheblichem Ausmaß zur Wertschöpfung bei. Eigenen Untersuchungen des VDR nach hat es 2007 in Deutschland rund 160 Millionen Geschäftsreisen mit einem Gesamtwert von annähernd 50 Milliarden Euro gegeben. Ein Rückgang um zehn Prozent würde dem Wirtschaftskreislauf rund fünf Milliarden Euro entziehen. Negative Auswirkungen auf Arbeitsplätze sowie die lokale Nachfrage wären die Direktfolgen. (pte)