Studie: Rechtlicher Schutz ist löchrig

Unternehmen sind bei Domain-Registrierung nachlässig

16.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Für deutsche Konzerne gibt es hinsichtlich ihrer weltweiten Internet-Präsenz noch einige weiße Flecken auf der Landkarte. Die meisten haben sich bislang nur in wenigen Ländern die Rechte an ihren Domain-Namen gesichert. Ein beträchtlicher Teil befindet sich zudem in Fremdbesitz oder ist überhaupt nicht belegt. Dies geht aus einer Studie des Internet-Dienstleisters 1 Globalplace AG, Wiesbaden, hervor.

1 Globalplace untersuchte in 248 Staaten Webpages mit den Namen der im Dax 30 gelisteten Unternehmen nach dem Muster www.firmenname.landeskürzel. Das Ergebnis ist einerseits ein Positiv-Ranking, das die Unternehmen nach dem Anteil der Domains in Eigenbesitz an den weltweit möglichen Web-Adressen sortiert. An der Spitze rangiert der Automobilhersteller BMW: Die Münchner haben sich bis dato immerhin in knapp 30 Prozent der untersuchten Staaten die Rechte an der Domain www.bmw. mit dem jeweiligen Landeskürzel gesichert. Auf dem zweiten Platz liegt Siemens mit 28,3 Prozent, gefolgt von Volkswagen (25,5 Prozent).

Demgegenüber steht ein Negativ-Ranking, in dem die Firmen nach dem Fremdanteil der tatsächlich belegten Domains sortiert sind. An erster Stelle steht hier der Energiekonzern Eon: Fast drei Viertel der weltweit registrierten Eon-Domains gehören nicht dem Energiekonzern selbst, sondern anderen Unternehmen. Ferner hat sich Eon nur in knapp fünf Prozent der Länder seinen Internet-Namen schützen lassen.

Bei Eon sieht man indes in dieser Hinsicht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf: "Wir übernehmen bestehende Domains nur dort, wo es uns aus Sicht des Geschäfts sinnvoll erscheint", erklärte Eon-Pressesprecher Josef Nelles. Zudem sei der Konzern über die Domain www.eon.com ohnehin weltweit präsent. Im Rahmen einer Expansion des Energiegeschäfts, für das der Name Eon im Wesentlichen stehe, werde man sich zu gegebener Zeit um entsprechende Domains vor Ort bemühen.

Selbst namhafte Software- und Telekommunikationsunternehmen schneiden bei der Registrierung ihrer Domain-Namen vergleichsweise schlecht ab: So besitzt die Deutsche Telekom nur 3,2 Prozent der weltweit möglichen Domains, und nahezu 40 Prozent der existierenden Domain-Namen befinden sich in Fremdbesitz. Auch der Softwarehersteller SAP liegt mit 14,2 Prozent beziehungsweise 37,5 Prozent lediglich im Mittelfeld beider Rankings. Wie Globalplace-Chef Wann einräumt, verzichteten die Marktforscher darauf, Namenszusätze oder Kernmarken zu untersuchen - im Falle der Deutschen Telekom etwa T-Online oder T-Systems. Trotzdem ist Wann der Ansicht, dass "ein global operierendes Unternehmen zumindest seinen Firmennamen weltweit schützen sollte". Bei mangelhafter Absicherung lauerten Gefahren: So könnten Wettbewerber durch das Besetzen von Domain-Namen Kunden-Anfragen auf ihre eigenen Web-Seiten umleiten.

Abb: Domain-Rechte

Quelle: 1 Global Place