Lünendonk-Marktstichprobe

Unternehmen investieren in Analytics- und Reporting-Prozesse

12.08.2015
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Anbieter von Business-Intelligence (BI)- und Analytics-Software können auf gute Geschäfte hoffen. Im Zuge der digitalen Transformation geht es für die Unternehmen vor allem darum, mehr aus ihren Daten herauszuholen.

Digitalisierung, zunehmende Vernetzung sowie das Internet of Things (IoT) bedeuten in der Konsequenz vor allem, dass deutlich mehr Daten innerhalb und außerhalb der Unternehmensorganisationen entstehen", beschreibt Mario Zillmann, Leiter Professional Services des Marktforschungsunternehmens Lünendonk die aktuellen Herausforderungen, vor denen viele Unternehmen stehen. Immer öfter entwickelten sich auf Basis von Massendaten ganz neue Geschäftsmodelle oder neue Möglichkeiten, auf dieser Grundlage Geschäftsprozesse in Echtzeit noch effizienter und flexibler zu steuern.

Branchen wie Handel, Touristik, Medien/Verlage oder Finanzdienstleistungen erlebten derzeit enorme disruptive Veränderungen, sei es durch digitale Geschäftsmodelle von reinen Online-Unternehmen oder durch neue Wettbewerber aufgrund der fortschreitenden Globalisierung. "Auf diese Entwicklungen stellen sich viele Kundenunternehmen seit Jahren ein und investieren in moderne Software-Lösungen für die Speicherung und Auswertung großer Datenmengen sowie in entsprechende Prozessanpassungen im Management Reporting", so der Analyst.

Deutscher Analytics-Markt legt deutlich zu

Das spiegelt sich auch in der aktuellen Marktentwicklung wider. Im vergangenen Jahr haben die auf BI- und Analytics spezialisierten Softwareanbieter ihre Umsätze hierzulande im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich um zehn Prozent steigern können. Das ergab die aktuelle Lünendonk-Marktstichprobe "Der Markt für Business Intelligence und Business Analytics in Deutschland". Der Gesamtmarkt für Standard-Software legte dagegen mit einem Plus von 5,4 Prozent deutlich schwächer zu. Auch die Aussichten für die kommenden Jahre sind gut. Die 94 von Lünendonk befragten Anwenderunternehmen gaben an, ihre Ausgaben für Business Intelligence und Analytics im laufenden Jahr um 10,4 und 2016 um weitere 8,5 Prozent steigern zu wollen.

Optimierungsbedarf ist durchaus vorhanden. So sind zwar knapp vier von fünf Anwenderunternehmen in der Lage, Ist- und Vergangenheitsdaten zu analysieren. Über ein Berichtswesen, das darüber hinaus auch in die Zukunft gerichtete Planungsszenarien enthält, verfügen aber nur 57 Prozent der Reporting-Verantwortlichen. "Dabei sind die Analyse von Eintrittswahrscheinlichkeiten und Prognosen wichtige Indikatoren für strategische Anpassungen an veränderte Wettbewerbsbedingungen und Kundenverhaltensweisen", gibt Lünendonk-Experte Zillmann zu bedenken. Damit die digitale Transformation gelinge, müssten die Unternehmen frühzeitig die passenden Softwarewerkzeuge implementieren, um den Rohstoff "Daten" auch nutzbar zu machen. Auch die Anbieter sehen diesen Bedarf. Rund drei Viertel messen dem Aspekt Business Analytics und Predictive Analytics im Rahmen ihres Softwareportfolios sehr große beziehungsweise große Bedeutung zu.

Mehr Effizienz und Automatisierung

Es gibt allerdings noch weitere Baustellen. Einen einheitlichen und umfassenden Blick auf das eigene Unternehmen haben eigenen Angaben zufolge etwa zwei Drittel der befragten Anwender. Verbesserungsbedarf gibt es außerdem in Sachen Flexibilität (54 Prozent) und Anbindung mobiler Endgeräte (27 Prozent). Insgesamt wollen die Unternehmen ihre Reporting- und Analytics-Prozesse in den kommenden Jahren effizienter machen. In zwei Jahren sollen diese in drei Viertel aller Unternehmen stark automatisiert ablaufen. Aktuell ist das in vier von zehn Unternehmen der Fall. Fast 90 Prozent wollen vordefinierte Berichtsvorlagen einsetzen (aktuell: 63 Prozent)

Die Lünendonk-Marktstichprobe

Lünendonk untersucht ausschließlich Software-Unternehmen, die mindestens 50,0 Prozent ihres Umsatzes mit Produktion, Vertrieb und Wartung eigener Standard-Software-Produkte für Business Intelligence und Business Analytics erwirtschaften. Große, internationale IT-Konzerne, die zwar signifikante Umsätze in diesem Bereich in Deutschland erzielen, erfüllen dieses 50-Prozent-Kriterium nicht, da sie den Großteil ihres Umsatzes mit IT-Beratung, IT-Services oder Standard-Software wie ERP und CRM erzielen. Sie werden in der Lünendonk-Analyse daher nicht berücksichtigt.

Den deutschen Markt für Standard-Software Business Intelligence und Business Analytics dominiert an der Spitze weiterhin SAS Institute. Der Anbieter von Big-Data-Analytics steigerte 2014 seine Deutschlandumsätze um 4,3 Prozent auf 134,3 Millionen Euro. Auf dem zweiten Platz der auf Business Intelligence und Business-Analytics spezialisierten Standard-Software-Unternehmen findet sich Teradata wieder. Der geschätzte Umsatz lag 2014 mit 78,0 Millionen Euro 8,5 Prozent über dem Wert von 2013. An dritter Position folgt MicroStrategy mit einem geschätzten Deutschlandumsatz von 35,0 Millionen Euro. Informatica und QlikTech haben ihre Plätze im Vergleich zum Vorjahr getauscht und komplettieren die Top 5 innerhalb der Lünendonk-Marktstichprobe.

Die Platze 6 bis 10 halten Standard-Software-Unternehmen, die ihren Hauptsitz in Deutschland haben und auch den Großteil ihrer Erlöse im Inland erzielen. Von diesen fünf deutschen Anbietern haben prevero und CP Corporate Planning mit 14,4 Prozent respektive 7,5 Prozent die höchsten Steigerungsraten beim Umsatz geschafft. Insgesamt erwirtschafteten zwölf Business-Intelligence- und Business-Analytics-Spezialisten jeweils mehr als 10 Millionen Euro in Deutschland. 2014 gelang erstmalig der LucaNet der Sprung über die 10-Millionen-Euro-Umsatzgrenze in Deutschland.

Partner dieser jährlichen Analyse von Lünendonk waren in diesem Jahr die Unternehmen CP Corporate Planning, LucaNet, SAS Institute und Tableau. Neben den Software-Anbietern wurden 94 Reporting-Verantwortliche aus großen Kundenunternehmen befragt.