EU-Kommission will Mitte 1998 Direktive für Web-Business vorlegen

Unternehmen entwickeln Regeln für den Electronic Commerce

13.03.1998

Das Papier wurde von einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet, die sich Committee of the Memorandum of Understanding on Open Access Electronic Commerce for European small to medium-sized Enterprises (SME) nennt. Die entwickelten Richtlinien sollen kleine und mittelgroße Betriebe ermutigen, in den Electronic Commerce einzusteigen. Der Ratgeber liefert dabei einen Leitfaden, wie Firmen Geld sparen und durch die Nutzung des Internet mehr Effizienz erzielen können. Außerdem beschreibt das Werk, wie zwischen den E-Commerce-Partner Vertrauen erzeugt werden kann, erklärt Jaap Kamp, Senior Vice-President der ABN-AMRO Bank und Vorsitzender des Komitees.

Die Richtlinien mahnen die Standardisierung und Interoperabilität von E-Commerce-Systemen an, aber auch die Einhaltung von Sicherheitskriterien bei der Datenübertragung. Weiterhin fordert die Gruppe für Kunden ein Umtausch- oder Rückgaberecht für gekaufte Ware sowie die Anwendung der im traditionellen Handel gültigen Vertragsbedingungen und Rechtsmittel.

Die Schaffung des Maßnahmenkatalogs hat zwei wesentliche Gründe: Erstens soll vor dem Hintergrund großer Umsatzprognosen im Electronic Commerce rechtzeitig ein anwendbares Regelwerk vorliegen. Das European Information Technology Observatory (EITO) sagt zum Beispiel für Business-to-Business-Transaktionen bis zum Jahr 2002 weltweit einen Umsatz von 300 Milliarden Dollar voraus.

Zweite Ursache sind Bestrebungen der Politik dies- und jenseits des Atlantiks, politisch Einfluß auf den Handel im Internet zu nehmen. Die EU-Kommission beabsichtigt, bis Mitte des Jahres eine Direktive für digitale Signaturen sowie ein Rahmenwerk für Electronic Commerce vorzulegen. Darin versuchen die Eurokraten, Vorschriften und Gesetze herkömmlicher Handels- und Werbeverfahren auf das Geschäft im Internet zu übertragen. Die Direktive soll auch Maßnahmen enthalten, die bei illegalen Transaktionen im Web greifen.

In den USA gibt es hingegen Bestrebungen, das Internet zur zollfreien Zone zu erklären. Laut EU-Kommissar Bangemann, der die SME-Initiative ausdrücklich begrüßt, hat Brüssel noch nicht über den Vorschlag der amerikanischen World Trade Organsation beraten. Es sei jedoch mit Washington vereinbart worden, in Zoll- und Steuerfragen gemeinsame Lösungen zu finden, die das Business via Internet nicht gefährden.