Gene Amdahls neue Mainframe-Vision:

Unterkühlte CMOS-Chips treiben die Leistung hoch

29.08.1997

Mainframe-Pionier Gene Amdahl sorgt mit seiner neuen Firma Commercial Data Servers Inc. (CDS) wieder einmal für Furore. Nachdem kürzlich mit der "CDS-2000" die erste Maschine präsentiert wurde, entwickeln die Ingenieure nun eine neue Technik, mit der CMOS-Prozessoren Leistungen von 160 MIPS (Millions Instructions Per Second) erreichen sollen.

Bereits Mitte nächsten Jahres soll der "CDS-1"-Rechner auf den Markt kommen, der mit dem leistungsstarken Uniprozessor arbeitet. "CMOS-Chips laufen schneller, wenn sie kalt sind", umschreibt Amdahl den angewendeten Trick. "Mit unserer Technik kann die gewöhnliche Stromversorgung beibehalten werden, während die Prozessor-Taktraten sich verdreifachen", erklärte der Firmengründer in einem Interview mit der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" (siehe nebenstehendes Interview).

Zukünftig BIPS statt MIPS

In spätestens drei Jahren werde man die Leistung eines Einzelprozessors nicht mehr in MIPS, sondern in BIPS (Billions Instructions Per Second) messen, prophezeit Amdahl.

Die CDS-Entwickler kühlen die CMOS-Chips mit Helium auf minus 200 Grad Celsius, was die Geschwindigkeit der Chips erhöht, ohne daß zusätzliche Energie für ein funktionsfähiges Gesamtsystem aufgewendet werden muß. Das Wissen um die Wärmeeigenschaften der CMOS-Chips ist nicht neu. IBM hat nach Aussagen von Analysten eine ähnliche Technologie in der Schublade. Big Blue setze aber eher auf die hauseigene Cluster-Technik Parallel Sysplex, um Skalierbarkeit und Hochverfügbarkeit zu erreichen, als um leistungsstarke Einzelprozessoren zu entwickeln.

Ein Pferdefuß der Neuentwicklung könnte allerdings darin liegen, daß der CDS-1-Mainframe zunächst nur mit einem Prozessor ausgestattet sein wird. Das würde ihn zwar tauglich für große Batch-Operationen machen, aber zugleich in einen Nischenmarkt drängen. Mit 160 MIPS läge er in der Leistungsklasse von Hitachis "Skyline"-Rechnern, die allerdings mit bis zu acht CPUs arbeiten. Neben Mehrprozessorfähigkeit verspräche die Möglichkeit, die Maschine in ein Parallel-Sysplex-Cluster einzubinden, ebenfalls gute Marktchancen.