Allianz-CIO trifft Microsoft-Chef

"Unsere Daten geben wir nicht aus der Hand"

07.07.2011
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Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.

Konkurrenz durch Facebook & Co.

CW: Die Collaboration-Tools dienen zunächst der Zusammenarbeit von Allianz-Mitarbeitern. Aber müssen Sie diese digitalen Kommunikationswege nicht auch für die Kunden öffnen?

SCHNEIDER: Das vermischt sich bereits. Natürlich müssen wir die Kunden ebenfalls auf digitalem Weg ansprechen. Sie werden in Zukunft nur noch die Produkte kaufen, die sie wollen und selbst konfigurieren. Aber egal, ob interne oder externe Communities: Wir haben nicht mehr allzu viel Zeit, um das selbst zu realisieren. Wenn das in absehbarer Zeit nicht klappt, kann ich mir vorstellen, dass wir innerhalb von Facebook geschlossene Benutzergruppen eröffnen, wo sich unsere Leute miteinander austauschen. Aber in diesem Fall haben wir beide gezeigt, Herr Haupter, dass wir unseren Job nicht können.

Ich nicht, weil ich kein System auf die Straße bringen kann, das den Ansprüchen der Mitarbeiter und Kunden genügt. Sie nicht, weil Sie kein richtiges Pricing hinbekommen. Wir müssen endlich begreifen, dass uns das Thema Consumerization vollständig eingeholt hat. Die Hierarchien und die auf das Unternehmen beschränkte Kommunikation und Innovation brechen auf. Der Cloud-Trend ist richtig. Die Frage ist aber noch, wer davon am stärksten profitiert: die klassischen IT-Anbieter oder die Facebooks und Googles dieser Welt. Consumerization eröffnet ganz neue Spielfelder. Plötzlich hat Facebook durch seine simple Art der digitalen Vernetzung von Menschen eine große Chance im Enterprise.

Ralph Haupter, Deutschland-Chef von Microsoft
Ralph Haupter, Deutschland-Chef von Microsoft
Foto: Christoph Mukherjee

HAUPTER: Trotzdem werden Sie als Group CIO weiterhin IT-Standards und -Strategie definieren sowie die notwendigen Infrastrukturen, Versicherungsanwendungen inklusive Business Intelligence und Data-Mining betreiben und weiterentwickeln. Nur mit einem optimal aufgestellten Back-end erreichen Sie die notwendige Flexibilisierung am Frontend. Ich sehe uns als Ihren Unterstützer. Wir wollen ihnen helfen, die maximalen Freiheitsgrade an der Schnittstelle zum Kunden zu erreichen, um die Veränderungen in der Kundengewinnung und -bindung sowie in der Mitarbeitersteuerung und -integration erfolgreich zu gestalten. Facebook sehe ich als Synonym für die Digitalisierung der Gesellschaft, ob es das Unternehmen in fünf Jahren noch gibt, ist nicht so wichtig.

SCHNEIDER: Richtig ist auf jeden Fall, dass wir das Frontend sehr stark individualisieren und gleichzeitig das Backend hochgradig standardisieren. Das machen uns Facebook, Google oder Amazon vor. (qua)