Zeitreise der anderen Art
Neil MacGregor nimmt seine Leser mit auf eine Zeitreise der besonderen Art. Der Direktor des Britischen Museums in London wurde von BBC Radio gebeten, aus der schier unerschöpflichen Sammlung des Museums 100 Exponate auszuwählen, anhand derer sich die Geschichte der Menschheit erzählen lässt. MacGregor meistert dieses ungewöhnliche Ansinnen mit Bravour. Spannend, fundiert und den Bogen zur Gegenwart spannend, erzählt er 100 Geschichten. An manchem Exponat wäre der Leser achtlos vorbei geeilt, auf der etwas anderen Zeitreise entfaltet sich dagegen eine ganz andere Sicht auf die Welt. Historische Zusammenhänge, die Besonderheiten, unter denen die Objekte gefunden und ins Museum gelangten, zieht MacGregor ebenso heran wie andere Wissenschaftler oder literarische Hinweise.
Zwar fügt die umfangreiche Dokumentation "Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten" Fotos hinzu, doch die Leichtigkeit der erzählten Geschichte bleibt. Weltgeschichte, die sich nicht an Kriegsschauplätzen entlang hangelt, sondern kulturelle Artefakte und gesellschaftliche Phänomene ins Rampenlicht rückt, bietet dem Leser neue Einsichten an. Zugegeben, das rund 1,5 Kilogramm schwere Exemplar liest sich besser am Schreibtisch und eignet sich weniger als Begleiter für die nächste Geschäftsreise. Doch die 100 Kapitel eröffnen für mindestens 100 Tage einen eigenen Kosmos. Das schön gestaltete Buch aus hochwertigem Papier katapultiert selbst die robusten Fingerspitzen von exzessiven Smartphone-Fans in eine neue haptische Dimension.
Tipp: Entweder zum Selberlesen nach langen, öden Tagen auf Konferenzen oder Verschenken bestens geeignet.
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Neil MacGregor: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten. Verlag C.H.Beck, München, 2011, 816 Seiten. 39,90 Euro.
- Unsere Buchtipps zu Weihnachten 2011
Inne halten, nachdenken und neue Ideen schöpfen – für viele bietet die Weihnachtszeit den richtigen Rahmen dafür. Wie das (fast) ganz ohne Smartphone gelingen kann, möchten wir Ihnen vorstellen. Ingrid Weidner hat einen Stapel Bücher ausgesucht und gelesen, die sich gut für eine Gedankenreise eignen. - Eine Zeitreise der besonderen Art
Der Direktor des Britischen Museums in London wurde von BBC Radio gebeten, aus der schier unerschöpflichen Sammlung des Museums 100 Exponate auszuwählen, anhand derer sich die Geschichte der Menschheit erzählen lässt. - Leichte Lektüre für das kommende Jahr
"Mit Geschichten durch das Jahr" bietet dagegen Daniel Kampa eine literarische Reise an. Ähnlich umfangreich wie MacGregors Buch, doch deutlich leichter und handlicher, eignet sich diese Lektüre auch für Unterwegs. - Keiner liebt mich
Chefetagen können einsam machen. Wenn ein Boss darüber sinniert, wie er seinen Katzenkammer in Form einer Rede etwa auf der Weihnachtsfeier Luft machen könnte, sollte er bitte vorher Charles Dickens lesen. Denn die Lektüre von Dickens „Weihnachtsgeschichte" bewahrt Chefs vor peinlichen Auftritten und hilft ihnen mit einer Lektion Empathie auf die Sprünge. - Schwarze Schafe
Das Buch erforscht den tieferen Sinn sowie Herkunft von Wörtern und Redewendungen. Dort erfahren, wie der Franken oder die Mark zu ihren Namen kamen, was sprachwissenschaftlich Konkurrenz mit Konkurs zu tun hat und wie eine ganze Reihe von Markennamen entstanden sind. Das Buch versorgt Eifrige mit einigen netten Anekdoten für den nächsten Small-talk in der Teeküche. - Die Geschichte vom Fischer und seinem Netz
Eurokrise, Exportüberschuss, Staatsanleihen, Inflation - wer wünschte sich nicht auf eine einsame Insel, weit weg von allen schlechten Wirtschaftsnachrichten? Da es nicht genügend bewohnbare Inseln gibt, bietet sich eine gedankliche Reise an. Dabei lässt sich einiges über Ökonomie, Geldkreisläufe und das Wirtschaften lernen. Die Brüder Peter und Andrew Schiff erzählen die Geschichte von den drei Kumpels Able, Baker und Charlie, die als Fischer beginnen. Amüsant und nett illustriert von dem New Yorker Comiczeichner Brendan Leach liest sich die an die amerikanischen Wirtschaftsverhältnisse angelehnte Geschichte lässiger als der Wirtschaftsteil einer seriösen Tageszeitung. - Etwas lernen fürs neue Jahr
m neuen Jahr soll alles besser werden, klar. Nur wie? Auch im neuen Jahr warten die gleichen Intriganten hinter der Bürotür, denen sie morgen fröhliche Weihnachten wünschen werden. Keine Sorge, das alte Spiel beginnt von Neuem. Deshalb könnte es hilfreich sein, sich auf die neuen Herausforderungen einfach besser vorzubereiten. „Bin ich denn der einzige Normale hier?? ist eine Art Erste-Hilfe-Buch für zartbesaitete Normalos, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ihren Arbeitstag unbeschadet zu überstehen. - Kluge und erfolgreiche Geschäftsfrauen
Frauenförderung und Quote sind momentan en vogue. Dass es aber kreative und schlaue Frauen auch ohne solche Krücken ganz nach oben schafften, davon erzählt das schön gestaltete Buch „Kluge Geschäftsfrauen". Wie es den 22 Porträtierten gelang, ob als willensstarke Frauen, gegen Widerstände oder gemeinsam mit ihren Partnern Herausragendes zu leisten, das erzählt das Buch. - Tiere und Menschen
Lakonisch und in einer spröden Sprache erzählt die 31-jährige Autorin die Geschichte einer in die Jahre gekommenen Biologielehrerin im vorpommerschen Hinterland. Schrumpfende Städte, doch die gleichen lustlosen Schüler wie eh und je. Mit Härte und Unnachgiebigkeit will die Lehrerin die Kreaturen vor sich in den Schulbänden auf das Leben vorbereiten. Nachlässigkeit oder Milde zählen nicht zu ihrem pädagogischen Repertoire. Doch wer sich mit der Evolutionstheorie Darwins auskennt, weiß, dass es immer Ausnahmen gibt. Was das alles mit einer Giraffe zu tun hat? Lesen Sie selbst. - Was uns beeinflusst
Lehrer, Banknachbarn, Eltern und beste Freunde, die Liste derer, die uns beeinflussen, ist lang. Nicht zu vergessen die Werbung, die uns allerlei Unnützes und Überflüssiges schmackhaft machen will. Wer genauer wissen möchte, wie das funktioniert, andere zu beeinflussen, kann sich mit dem leicht zu lesenden Buch von Kevin Dutton die Zeit zwischen den Jahren vertreiben und sich den ein- oder anderen Tipp für das eigene Unternehmen abschauen. - Mord in Freising
Wer die Diskussionen um den Münchner Flughafen verfolgt, vergisst gerne, dass der Flughafen in Freising liegt. Das gleichnamige Freisinger Moos hat mehr zu bieten als betonierte Landebahnen. Hinter den beim Steigflug immer kleiner werdenden Häusern und Gehöften liegen ganz eigene Geschichten. Groß in Szene gesetzt wird Freising und das Moos dagegen von den beiden Autorinnen des Krimis „Mord im Moos?. Lokalpolitik, Provinz, große Gefühle und ein Mord kredenzen Alexandra Mesmer und Mia Arkelsson ihren Lesern. Lebhaft und bunt eröffnet sich dem Leser ein Panoptikum voller Charme und Lokalkolorit. Vom Geheimtipp für Insider mauerte sich der Titel in den vergangenen Monaten zum Bestseller. - Genialer Erzähler
Gut Erzählen kann auch Peter Kurzeck. Prägnant, eloquent, ausufernd, doch nie langweilig, schildert der Autor das hessische Dorf seiner Kindheit. Er versetzt sich wieder in die Perspektive des kleinen Kindes, das er damals war. Mit der gleichen Begeisterung erzählt er, wie die Mutter aus Billiardfils eine Schultasche für die Schwester näht, weshalb die böhmischen Tanten so guten Kuchen backen konnten oder wie er die Rückkehr des Vaters erlebte.
Kleinere Freuden
"Mit Geschichten durch das Jahr" bietet dagegen Daniel Kampa eine literarische Reise an. Ähnlich umfangreich wie MacGregors Buch, doch deutlich leichter und handlicher, eignet sich diese Lektüre auch für Unterwegs. Neben Anekdoten und Geschichten, die nur aus einem Satz bestehen oder den Leser auf mehreren Seiten in eine andere Welt entführen, locken Märchen und Absurdes jeden Tag auf´s Neue. Frühaufsteher beginnen ihren Tag mit einem dieser Texte, Schlafmützen legen sich den Band besser unters Kopfkissen, um den Tag damit ausklingen zu lassen. Selbst in die Laptop-Tasche könnte das Buch passen. Gerade wer literarischen Texten gegenüber ausgeprägte Vorurteile pflegt und seit der letzten Schullektüre keinen Roman mehr zur Hand genommen hat, findet mit dieser Sammlung möglicherweise wieder einen Einstieg. Denn der bunte Reigen an Autoren, zu denen es im Anhang eine Kurzbiografie gibt, verführt dazu, den einen Erzähler zu ignorieren und neugierig weitere Werke des anderen Autoren zu suchen.
Tipp: Leichte Lektüre für das kommende Jahr.
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Daniel Kampa: Mit Geschichten durch das Jahr. Ein literarischer Kalender mit 365 Geschichten. Diogenes, 2011. 820 Seiten, 12,90 Euro.