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Ray Kurzweil

"Uns steht eine phantastische Zukunft bevor"

21.06.2010
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Was die Welt verändern wird

CW: In welchen Branchen stecken die größten Potenziale?

KURZWEIL: Biotechnologie ist schon lange in aller Munde - bislang fehlten uns aber die technischen Werkzeuge, sie gewinnbringend einzusetzen. In den kommenden Jahren wird sie Bereiche wie Medizin und Agrarkultur wesentlich weiterentwickeln. Auch virtuelle Welten, die auf sozialen Netzwerken aufsetzen, haben eine große Zukunft. Schauen Sie sich Facebook an: Die Integration multimedialer Elemente ist derzeit noch sehr begrenzt, dennoch nutzen es schon jetzt fast eine halbe Milliarde Menschen. Darüber hinaus sehe ich auch für semantische Suchtechnologien eine große Zukunft kommen.

CW: Sie haben einmal gesagt: "Jeder mit einem Laptop kann die Welt verändern." Gilt das immer noch?

KURZWEIL: Einige Menschen behaupten, dass nur wohlhabende Menschen Zugriff auf hoch entwickelte Technologie hätten. Doch das stimmt nicht: Schon heute hat beispielsweise jeder zweite Landwirt in China ein Smartphone. Es gibt fünf Milliarden Mobiltelefone weltweit - in zwei bis drei Jahren werden es ebenso viele Smartphones sein, für die das Gleiche gilt wie das, was ich einst über Laptops gesagt habe. Es gibt hundert Millionen Blogs in der Welt - das Wissen der Massen wird Probleme lösen können, die kein Mensch jemals allein angehen könnte. Schon heute gibt es Patientengruppen, die sich im Web organisieren und ganz ohne Arzt ihre bislang unheilbaren Krankheiten zu bekämpfen versuchen und es auch schaffen. Das wird die Welt verändern.

Zur Person: Ray Kurzweil

Raymond "Ray" Kurzweil, Jahrgang 1948, ist IT-Pionier und Autor. Er beschäftigt sich vor allem mit der optischen Zeichenerkennung (OCR), der Sprachsynthese und -erkennung, der Flachbettscannertechnologie und mit elektronischen Musikinstrumenten. Kurzweil verfasste unter anderem Bücher über technologische Singularität und Zukunftsforschung. Er gilt als einer der bedeutendsten Visionäre auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz.