Hersteller setzten auf Microsoft

Unruhe im Warehouse-Markt

03.07.1998

Erst seit gut einem halben Jahr hat Microsoft eine eigene Data-Warehouse-Strategie. Ziel ist es, die hauseigene Datenbank SQL Server als Plattform für sogenannte "dependent Data-Marts" zu positionieren, also für den Einsatz von abteilungs- oder aufgabenspezifischen Warehouses, die sich in ein unternehmensweites Konzept einbinden lassen. Um SQL Server herum werden dann bereits verfügbare Produkte für den Desktop und das Back-Office gruppiert und fehlendes Know-how durch Kooperationen an Bord geholt. Zugleich will Microsoft seine Dominanz in kleinen und mittelständischen Unternehmen nutzen, um schnell Marktanteile erobern zu können.

Zu den strategischen Partnern, die das Paket erst möglich machen, gehört die Platinum Inc. Sie hat der Datenbank zu einem leistungsfähigen Repository verholfen. Die integrierte Olap-Engine Plato stammt von der israelischen Softwareschmiede Panorama, die Microsoft 1997 übernahm. Wichtig war ferner die mögliche Integration von SQL Server in das oft auf unternehmensweiter Ebene für Data-Warehousing eingesetzte Datenbanksystem "Teradata" von NCR.

Zugleich könnte das Engagement der Redmonder durch ihre schiere Marktpräsenz normierende Wirkung auf die Branche haben. Bisher konnten sich die Data-Warehouse-Anbieter auf keinen Standard für Metadaten einigen, so daß etwa die Einbindung von Tools Probleme bereitet. Ansätzen wie "Case Data Interchange Format" (CDIF) oder IBMs "Metadata Interchange Specification" (MDIS) fanden kaum Gehör. Vielmehr konkurrieren proprietäre Lösungen wie etwa die von Sybase mit Ansätzen von Marktführer Oracle und Microsoft mit seinem "Open Information Model".

In dem Maße, wie sich nun die Tool-Anbieter mit Microsofts Data-Mart-Paket auf der sicheren Seite fühlen, wird laut Einschätzung der Analysten bei der Giga Information Group die Gates-Company zum Standardisierer avancieren. Zugleich würde sich auch Microsofts Datenbank-Schnittstelle "OLE DB for Olap" gegen den Widerstand Oracles als Interface für Online Analytical Processing (Olap) etablieren. Die kürzlichen Aktivitäten und Ankündigungen einiger Olap-Anbieter belegen, daß sich die Branche auf den Markteintritt des Softwareriesen vorbereitet. So fusionierten die Wettbewerber Arbor Software und Hyperion Software (siehe CW 23/98, Seite 1), um ihre Kräfte zu bündeln. Hersteller wie Seagate Software Inc., White Light Inc. und Applix Inc. argumentieren, daß Plato für komplexe Datenanalysen zusätzliche Tools benötigt.

Dementsprechend empfiehlt Seagate die Nutzung der neuesten Version 7 seiner Entwicklungsumgebung "Holos". Mit ihr lassen sich hybride Olap-Würfel bilden, die Daten aus eigenen Back-end-Produkten, der Molap-Datenbank "Essbase" von Arbor Software und eben Plato verwenden können. White Light Systems kündigt zum Herbst Erweiterungen für Plato an, dazu zählen Funktionen für die Modellanalyse, Dienstprogramme und Präsentationsobjekte.

Applix schließlich will ab Juli sein objektorientiertes Echtzeit-Analyse-Tool "TM 1 Server 7.0" für Plato anbieten, um so vom erwarteten Microsoft-Hype zu profitieren. Damit fährt das Unternehmen künftig zweigleisig, da TM 1 bereits als Engine in Hyperions Olap-Produktfamilie "Multidimensional Business Analyst" (MBA) zum Einsatz kommt. Hyperion bietet eine Schnittstelle zwischen Plato und MBA.

Marktforscher geben dem Ansatz der Gates-Company gute Aussichten auf Erfolg, denn in vielen Unternehmen habe sich der Aufbau großer, zentraler Data-Warehouses als Fiasko erwiesen. Kleinere Data-Marts hingegen seinen schneller und billiger aufzubauen. IDC spricht ferner vom "Terabyte-Mythos", dem viele Anwender durch die Industrie aufgesessen seinen. 1997 waren 50 bis 75 Prozent aller angeblichen Data-Warehouses tatsächlich Data-Marts.