Unruhe im DSL-Markt

12.04.2005
Breitband-Surfer werden mit Dumping-Preisen umworben. Die Telekom zeigt sich dagegen immun und denkt an ihre Kunden auf dem Land.

Anbieter wie 1&1, Freenet, Arcor oder Tiscali liefern sich einen harten Preiskampf und haben mittlerweile die Gebühr für eine monatliche DSL-Flatrate deutlich unter die Zehn-Euro-Marke gedrückt. Zum Beispiel verlangt Tiscali für den Pauschaltarif monatlich 8,90 Euro - unabhängig von der DSL-Geschwindigkeit. Und Freenet überlegt in Ballungszentren verbilligte DSL-Anschlüsse anzubieten. Beim DSL-Marktführer Telekom und seiner Tochter T-Online zahlt der Benutzer dagegen für eine Flatrate je nach Geschwindigkeit zwischen 29,99 und 49,99 Euro pro Monat.

Während die Internet-Provider, die meist die technische DSL-Infrastruktur der Telekom nutzen und damit lediglich Wiederverkäufer sind, mit einem aggressiven Preiskampf um neue Benutzer buhlen, hatte der Bonner Carrier eine andere Idee zur Kundenakquisition. Subventioniert von den Kommunen, will der ehemalige Staatsmonopolist dünn besiedelte Regionen und abgelegene Gemeinden, in denen sich ein DSL-Ausbau eigentlich nicht rechnet, mit dem schnellen Internet-Zugang versorgen. Dazu sollen sich die Kommunen entweder direkt an den Investitionskosten beteiligen oder Vorarbeiten wie das Verlegen von Kabeln auf eigene Rechnung übernehmen. Zudem sollen die Gemeinden DSL-Kunden für die Telekom werben.

Nicht besonders überraschend folgte prompt eine wutentbrannte Reaktion der Telekom-Konkurrenten. So bezeichnete der Präsident des Bundesverbandes der regionalen und lokalen Telekommunikationsanbieter (Breko), Peer Knauer, den Telekom-Versuch als erpresserisch. Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) sprach von einer Wettbewerbsverzerrung. Zudem passt die Idee eines subventionierten DSL-Ausbaus in strukturschwachen Gebieten schlecht in eine politische Landschaft, in der die Telekom einerseits Rekordergebnisse bilanziert und andererseits die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (Reg TP) überlegt, ob der Carrier als marktbeherrschender DSL-Anbieter reguliert werden müsse. So erschwere die Telekom ihren Konkurrenten den Marktzutritt und verlange außerdem überhöhte Mietpreise für die letzte Meile zum Kunden. Für diese müssen die Netzbetreiber hierzulande 11,80 Euro entrichten, während sie in anderen EU-Staaten zwischen 8,30 und 9,60 Euro koste. (hi)