Ergebnisse bei deutschen Unternehmen sind positiv

Unkenrufen zum Trotz: Firmen vertrauen auf Re-Engineering

29.03.1996

Die Softwareschmiede hat die 940 umsatzstaerksten Unternehmen Deutschlands aus 13 verschiedenen Branchen befragt. Ausgewertet wurden die Antworten von 305 Fuehrungskraeften aus Vorstaenden, Geschaeftsleitungen und Stabsabteilungen. Es zeigte sich, dass nicht unbedingt die reine Lehre von Michael Hammer und James Champy, die eine radikale Neugestaltung der unternehmenskritischen Prozesse vorsieht, als alleinseligmachend angesehen wird. Vielmehr steht fuer die Anwender Re-Engineering auch als Oberbegriff fuer konventionelle Projekte, in denen es darum geht, Kosten zu senken oder die Datenverarbeitung zu reorganisieren.

<H4>Quantenspruenge werden nicht erreicht</H4>

Die Zufriedenheit mit dem Verlauf der BPR-Projekte ist relativ hoch. Zwar erweisen sich die gesteckten Ziele manches Mal als zu ehrgeizig, doch werden die Erwartungen an Flexibilitaet, Kundenzufriedenheit, Auskunftsfaehigkeit und Zusammenarbeit mit Lieferanten in ueber 80 Prozent der Faelle zumindest nicht enttaeuscht. Die Folge: Die meisten Unternehmen werden ihre Investitionen ins Re-Engineering noch einmal deutlich steigern - selbst wenn beispielsweise die Vorgaben bei der Reduktion von Liege- und Durchlaufzeiten oder von Prozesskosten nicht ganz erreicht wurden.

Wie gehen Unternehmen vor, wenn sie BPR betreiben? Wichtigste Massnahme ist laut Umfrage die Aenderung der Ablauforganisation. Dies bestaetigen ueber 50 Prozent der Befragten - dennoch haben die Analysten hier eine deutlich hoehere Quote erwartet. Abteilungsuebergreifende Teambildung (zirka 40 Prozent) und die Reduzierung von Mitarbeitern (30 Prozent) werden ebenfalls als wichtige Massnahmen im Rahmen von Re-Engineering-Projekten genannt. Ausserdem gelte es, Hierarchieebenen zu reduzieren, IT-Strukturen anzupassen und Prozessverantwortliche zu benennen.

Mit ihren BPR-Projekten reagieren die Unternehmen offenkundig auf nachlassende Konkurrenzfaehigkeit. Wie ein weiteres Umfrageergebnis zeigt, wird ein Drittel erst dann aktiv, wenn sich die Ertragslage offenkundig verschlechtert. Auffaellig ist ausserdem, dass mehr als die Haelfte auf deutliche Signale vom Markt wartet, ehe sie sich zum Gegensteuern entschliessen. Fruehwarnsysteme, mit denen sich negative Tendenzen vorzeitig ausmachen lassen, sind demnach kaum installiert.

Die Firmen wurden auch befragt, welche Hilfsmittel sie fuer geeignet halten, um die Erfolgschancen ihres Projektes zu verbessern. Fast 60 Prozent nennen an erster Stelle Re- Engineering-Methoden. Darunter ist eine Vielzahl von Ansaetzen subsumiert, da die Anwender unter BPR verschiedene Projekttypen einordnen - von der Kostenreduzierung bis hin zur gaenzlichen Neugestaltung von Prozessen. Zweitwichtigstes Hilfsmittel sind Kennziffern, die Vergleiche mit Unternehmen inner- und ausserhalb der Branche ermoeglichen.

Die meisten Firmen sind der Auffassung, dass sie Wettbewerbsvorteile nicht durch die Verwendung von Standardmodellen von Geschaeftsprozessen erreichen koennen. Diese taugen nur dann etwas, wenn keine geschaeftskritischen Prozesse gestaltet werden sollen.