Unix-Varianten fuer PCs

28.05.1993

Die ueberragende Marktposition von SCO laesst leicht vergessen, dass es deutlich schwaechere, aber ernstzunehmende Wettbewerber gibt. Auf dem deutschen Markt spielen traditionell Interactive und Generics eine wichtige Rolle.

SCOs PC-Unix hat fruehzeitig Konkurrenz durch andere Unix- Implementierungen erhalten. Nicht wenige waren aus Informatikseminaren US-amerikanischer Universitaeten hervorgegangen. Eine Implementierung war Interactive Unix von der gleichnamigen Firma. Es sollte das nach der SCO-Version verbreitetste PC-Unix im Markt werden.

Tatsaechlich hatte es in Unix-Kreisen den Ruf, eleganter geschrieben und betriebssicherer zu sein als der grosse Konkurrent. Aber SCO hatte das bessere Marketing und war als Unternehmen stabiler. 1989 erwarb Microsoft von den SCO-Gruendern und - Besitzern Larry und Doug Michaels eine 20prozentige Minderheitsbeteiligung. Bei Interactive wechselten die Kapitalbeteiligungen, die Firma wurde gar vom Branchennovizen Kodak gekauft, bis sie schliesslich in Sun aufging.

Eine Sonderentwicklung fand in Europa statt. Die Firma Generics machte sich die Schwaechen von Unix bei der Unterstuetzung der zahlreichen Sonderzeichen europaeischer Sprachen zunutze. Die entsprechende Eigenentwicklung hiess folgerichtig Eurix, vorgesehen fuer den europaweiten Vertrieb in verschiedenen Landessprachen. Eine deutsch-englische Variante erschien unter dem Namen Generics Unix V.4, ein Hinweis darauf, dass es - anders als SCO - der damals aktuellen Unix-Version V.4 von AT&T entsprach.

Daneben tauchten immer wieder andere Unix-Versionen fuer PCs auf, die mittlerweile laengst vergessen sind. Manche davon gab es sogar kostenlos, so das im Juni 1991 erschienene 386BSD von der BSD Inc., das weitgehend auf dem Unix-Derivat 4.3 BSD basierte. Varianten dieser meist universitaeren Provenienz waren und sind allerdings sehr fehlerbehaftet und unvollstaendig. Bis heute koennen sie nur echten Unix-Gurus und schreckgewoehnten Freaks empfohlen werden.

Die Marktverhaeltnisse duerften sich demnaechst gaenzlich veraendert darstellen. Univel, das gemeinsame Tochterunternehmen von USL und Novell, vertreibt ueber autorisierte Novell-Haendler Unixware, die PC-Implementierung von Unix System V, Release 4.2. In wenigen Wochen soll eine deutsche Version dieses Systems auf den Markt kommen.

Sun vermarktet seit kurzem mit Solaris x86 ebenfalls eine neue Unix-Variante fuer PCs. Die dritte unbekannte Groesse ist Next mit Nextstep for Intel, das wie OSF/1 auf dem Unix-aehnlichen Mach- Kernel beruht. Verschiedene PC-Hersteller haben bekundet, um Portierungen dieses Betriebssystems auf die leistungsfaehigeren ihrer PCs bemueht zu sein.+ Ludger Schmitz