Von IBM keine Entwicklunigsaktivitäten zu erwarten:

Unix ohne Büro-Anvendungen chancenlos

31.05.1985

SAN JOSE (CW) - Ohne attraktive Anwendungssoftware hat Unix kaum Chancen, auf breiter Front in die Unternehmen einzuziehen und dort die traditionellen Mikro-Betriebssysteme abzulösen.

Zwar gebe es, wie die Branchenkennerin Jean Yates vor Teilnehmern eines Seminars in San José erklärte, für die verschiedenen Unix-Systeme Hunderte von Applikationen. Keine dieser Anwendungen aber sei innovativ genug, um Unix als Betriebssystem wirklich interessant zu machen.

Software sei es gewesen, die den Mikrocomputermarkt in Bewegung brachte. Visicalc von Arts habe ein gut Teil zum Erfolg des Apple II beigetragen, 1-2-3 von Lotus Development haben den Umsatz des IBM PC kräftig gesteigert. Unix-Software hingegen habe ihre Existenzberechtigung im Bereich der Arbeitsplatz-computer noch nicht unter Beweis gestellt. Während das Betriebs-system im technisch wissenschaftlichen und im militärischen Bereich einiges an Anerkennung gefunden habe, verschenke Unix seine Chancen in Büro und Verwaltung

Daß diese Chancen auf Dauer verschenkt werden, wird von Frau Yates freilich bezweifelt. Sie geht davon aus, daß innerhalb der nächsten fünf Jahre 32 Prozent aller Unix-Softwareumsätze mit integrierten Office-Automation-Paketen gemacht werden. Im vergangenen Jahr seien 54 Prozent der Unix-Umsätze auf Tools entfallen, Textverarbeitung und Buchhaltung hätten lediglich 2 beziehungsweise 1 Prozent der Software-Verkäufe gestellt.