Universitäten öffnen ihre Türen für Praktiker

16.09.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Der Weiterbildungseinrichtung der Technischen Universität München, TUM-Tech, erging es ähnlich. Sie musste in diesem Jahr schon einige Kurse absagen, da sich nicht genug Teilnehmer angemeldet hatten. Die zusätzlichen Bildungsaufgaben bestreiten die Hochschulen mit internen Mitarbeitern und externen Trainern. "Ich halte die Weiterbildung prinzipiell für eine wichtige Aufgabe der Hochschule. In Anbetracht der völligen Überlastung in unserer Hauptaufgabe bleiben allerdings kaum freie Zeitscheiben für andere Tätigkeiten", äußert sich Peter Mertens, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Erlangen-Nürnberg, zurückhaltend über die neuen Aufgaben.

Jörg Eberspächer von der Technischen Universität München pflichtet ihm bei. An bayerischen Hochschulen werde weiter wissenschaftliches Personal abgebaut, trotz steigender Studentenzahlen. Zusätzliche Aufgaben können Professoren und Assistenten nur in begrenztem Umfang übernehmen. Eberspächer bietet immer wieder Kurse über die TUM-Tech an. Der Professor für Kommunikationsnetze muss deshalb immer abwägen: Ein Mitarbeiter, der eine Weiterbildung vorbereitet, kann in dieser Zeit weder Studierende unterrichten noch Forschungsanträge ausarbeiten, die dem Lehrstuhl Projekte und damit Drittmittel sichern könnten.

Wissenstransfer steht im Vordergrund

Eberspächer plädiert für ein moderates Engagement der Hochschulen in Sachen Weiterbildung. Nach Ansicht des Elektrotechnik-Professors sollte der Wissenstransfer im Vordergrund der universitären Weiterbildung stehen. Vor allem wenn es darum geht, mit den Unternehmen ins Gespräch zu kommen und neue Forschungsergebnisse in die Praxis zu transportieren. Tagungen und Seminare eignen sich besonders für den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis. "Praktiker fragen einen Löcher in den Bauch", weiß Eberspächer aus eigener Erfahrung. Anhand der Diskussion mit Praktikern schließen die universitären Tüftler möglicherweise Lücken in ihrem Projekt oder können sie gezielt ergänzen.

 Uni Bruchsal bildet Roche-Mitarbeiter weiter

Mit maßgeschneiderten Kursen stellen Universitäten ihre Kompetenzen besonders unter Beweis. Die Internationale Universität in Bruchsal entwickelte in enger Absprache mit der Roche Diagnostics GmbH in Mannheim ein individuelles IT-Weiterbildungsprogramm für deren Mitarbeiter. "Wir hatten Mühe, genügend Fachleute für unsere IT-Abteilungen zu finden. Anderseits gab es bei uns im Haus viele Self-made-Informatiker, die an den Aufgaben interessiert waren, denen aber bestimmte Grundlagen fehlen", erklärt Erich Gaulke, der die Fachabteilung Instandhaltung und Fachplanung bei Roche Diagnostics leitet.