"Informationsorganisation" als weiterbildendes Studium

Universität Kassel verbindet Fach- mit Computerkompetenz

20.03.1992

Die erste Wellle von DV-Nachholschulungen, in denen es darum ginge Grundfertigkeiten zu trainieren und Anwendungsmöglichkeiten kennenzulernen, ist vorbei. Mittlerweile sind diese Kompetenzen bei vielen Beschäffigten schon vorhanden, oder sie werden in der Erstausbildung erlernt. Das heißt aber nicht, so die Auffasssung von Peter Faulstich*, daß der Bedarf an Weiterbildung reduziert ist.

Schulung und Weiterbildung ist das expansivste Feld des Informationstechniksektors. Nachdem der erste Boom vorüber ist und der Einsatz der Computer an den Arbeitsplätzen zur Selbstverständlichkeit wurde, verschiebt sich nun das Spektrum der Schulungsinhalte. Es geht heute darum, fachliche und DV-Kompetenzen miteinander zu verbinden, also zu fragen, wie sich die inhaltlichen Tätigkeiten der einzelnen Arbeitsplätze durch DV unterstützen lassen.

Hier versucht das weiterbildende Studium Informationsorganisaton an der Gesamthochschule Kassel einen Lösungsansatz. Es geht nicht darum, spezielle Kompetenzen zu vermitteln, sondern das besondere Profil der Universität, nämlich Grundlagen- und Forschungsbezug, in Weiterbildungsangebote einzubringen.

Bildungsziel: Generalist und nicht Spezialist

In drei Studiensemestern vermittelt die Universität Grundlagen für eine sinnvolle Nutzung der Informationstechnik in verschiedenen Anwendungsbereichen. Das Studienangebot richtet sich an Beschäftigte, die weiterhin berufstätig sind. Bis zum Ende des Kurses sollen die Teilnehmer Fähigkeiten erwerben, um Arbeitstätigkeiten und Informationsstruktur in Unternehmen oder Verwaltungen zu verbessern.

Studiert wird in berufsbegleitenden Wochenendkursen. Themen sind: Informations-Management, DV-Anwendungen, Textverarbeitung, Betriebsdatenverarbeitung, Telekommunikation, Datenschutz, Rechnersysteme, Auswahl von Hard- und Softwaresystemen, Mathematik und Statistik sowie Programmieren.

Es ist nicht beabsichtigt, in den einzelnen Bereichen Spezialisten auszubilden. So wird etwa beim Thema Textverarbeitung nicht ein spezifisches System geschult, sondern der Dozent gibt einen Überblick über vorhandene Textverarbeitungssysteme und diskutiert Kriterien für die Anwendung.

Wichtigstes Prinzip des Lernens sind die Projekte des dritten Stüdiensemesters. Hier werden die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten auf die Arbeitsplätze der Teilnehmer bezogen. Beispiele für Themen des letzten Semesters sind: informationstechnisch gestutzte Kosten- und Leistungs-Rechnung am Beispiel einer Fachklinik, Auswahl von Bürografik-Software für ein Großunterhehmen, DV-Unterstützung in der Sozialarbeit bei der Schuldnerberatung, rechnergestützte Berechnungsverfahren für Jahresförderpläne, Einführung eines Informationssystems für die freiwillige Feuerwehr einer Kleinstadt.

Solche Projekte haben Auswirkungen auf die berufliche Tätigkeit der Teilnehmer, regen aber zugleich auch Forschungsvorhaben an der Universität an. So kommt es zu intensiven Austauschbeziehungen zwischen Theorie und Praxis.

Es gibt mittlerweile einen Diskussionsprozeß, der durch die von Hochschulangehörigen und Teilnehmern gemeinsam gegründete "Gesellschaft für Informationsorganisation" getragen wird.