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United Internet will Konzerntochter AdLink loswerden

26.02.2008
Von pte pte
Das deutsche Online-Schwergewicht United Internet http://www.united-internet.de beabsichtigt seine auf Online-Marketing spezialisierte Tochter AdLink Group http://www.adlinkgroup.net zu verkaufen. Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach, soll der Mutterkonzern bereits die renommierte US-amerikanische Investment-Gesellschaft Morgan Stanley mit dem Finden eines potenziellen Käufers beauftragt haben. Von der Veräußerung von AdLink erwartet sich der zu 84,32 Prozent beteiligte und insgesamt rund 3,3 Mrd. Euro schwere Konzern einen Erlös in dreistelliger Millionenhöhe. Derzeit wird AdLink Internet Media an der Börse mit rund 400 Mio. gehandelt.

"United Internet ist aufgrund seiner Größe im Online-Geschäft ein bedeutender Marktplayer. Insofern ist das schon etwas kritisch zu beurteilen, wenn so ein Branchengigant plötzlich vor hat, sein Online-Werbegeschäft abzustoßen. Schließlich ist es wichtig, in diesem Segment einen Fuß in der Tür zu haben. Zudem ist die Konkurrenz groß und Google dominiert den Markt wie kein Zweiter", sagt Torsten Schwarz, Leiter des Arbeitskreises Online-Marketing im eco - Verband der deutschen Internetwirtschaft http://www.eco.de , gegenüber pressetext. "Obwohl das Unternehmen den Verkauf von AdLink bislang weder bestätigt noch dementiert hat, sehe ich den Konzernteil nicht als strategisches Asset, an dem United Internet festhalten muss, um zu überleben", erläutert hingegen Jochen Reichert, Analyst bei SES Research http://www.ses-online.de , auf Nachfrage von pressetext.

Auch wird vermutet, dass hinter den Plänen von United-Internet-Chef Ralph Dommermuth Übernahmegelüste gegenüber dem Mitbewerber freenet stehen, die der Konzernlenker Ende 2007 noch kategorisch ausgeschlossen hatte. Vor diesem Hintergrund wird darüber spekuliert, dass United Internet, die zusammen mit dem Mobilfunker Drillisch bereits 25 Prozent an freenet besitzt, diesen Anteil weiter aufstockt. "Es scheint, als ob die Übernahme nach den gescheiterten Verhandlungen weiterhin nicht vom Tisch ist. Da AdLink keine rein deutsche Gesellschaft ist, sondern ein internationales Geschäft betreibt, sehe ich durchaus auch ein vitales Interesse seitens AOL", so Reichert gegenüber pressetext. Ein anderer Grund des Verkaufs könnte aber auch in den Performancekennzahlen von AdLink liegen. Zwar schrieb die Tochter in den ersten neun Monaten 2007 rund 160 Mio. Euro Umsatz, erreichte jedoch nur knapp 14 Mio. Euro im Ergebnis vor Steuern.

Ersten Erkenntnissen zufolge soll für den in der grafischen Werbung und dem Affiliate-Marketing in zehn europäischen Ländern operierenden Konzernteil ein US-amerikanischer Neueigentümer gefunden werden, heißt es aus Branchenkreisen. Daher hätte man dezidiert Morgan Stanley den Auftrag für das Suchen eines neuen Eigentümers erteilt. Die AdLink Group vermarktet zurzeit über 2.800 Online-Angebote mit mehr als 9,1 Mrd. AdImpressions pro Monat in über neun europäischen Ländern. Interessant könnte das Unternehmen laut Schwarz nicht nur für AOL http://www.aol.com , sondern auch für den Online-Marketingspezialisten ValueClick http://www.valueclick.de sein. Ein AOL-Interesse wäre realistisch, da der Konzern jüngst den Partnerprogrammbetreiber buy.at übernommen hat. (pte)