Highend-Server für Windows 2000 aus dem Portfolio gestrichen

Unisys verliert Compaq und HP als Vertriebspartner

11.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Bei der Vermarktung seiner Wintel-basierten Highend-Server hat Unisys einen herben Rückschlag erlitten. Nach Hewlett-Packard (HP) löste nun auch Compaq eine Vertriebsvereinbarung für die "ES7000"-Rechner.

Der finanziell ohnehin angeschlagene Hersteller verliert mit Compaq ein Absatzvolumen von rund 400 Millionen Dollar. Bis dato vermarktete der texanische Konzern das Unisys-Modell ES7000 für Windows 2000 Datacenter Server als Teil seiner "Proliant"-Server-Linie "ML770". Vor gut einem Monat hatte schon HP eine entsprechende OEM-Vereinbarung aufgekündigt. Damit verbleiben Unisys nur noch Dell und die britische Fujitsu-Tochter ICL als Vermarktungspartner.

Der Intel-basierte Rechner ES7000 ist derzeit der einzige am Markt verfügbare Server, der die Multiprozessorfähigkeiten von Windows 2000 Datacenter voll ausschöpft. Der durchschnittliche Preis einer Maschine liegt bei etwa 500 000 Dollar. Im vergangenen Jahr steuerten die Systeme rund 100 Millionen Dollar zum Umsatz des Herstellers bei.

Unisys setzt große Hoffnungen in die Server, die auf der eigenen Multiprozessor-Architektur "Cellular Multiprocessing" basieren. Insbesondere den großen Rivalen aus dem Lager der Unix-Server, allen voran Sun, IBM und HP, wollen die Marketiers damit Anteile abjagen.

In der Unternehmenszentrale in Blue Bell, Pennsylvania, führt man den Rückzug der OEM-Partner auf die schwierige gesamtwirtschaftliche Situation zurück. Ebenso wie Unisys selbst hätten HP und Compaq ihre Absatzprognosen nach unten korrigiert. Zu den finanziellen Auswirkungen des Compaq-Ausstiegs mochte Sprecher Marty Krempasky keine Angaben machen. In früheren Ankündigungen war jedoch von einem Wert in Höhe von 400 Millionen Dollar über einen Zeitraum von zwei Jahren die Rede. Für Unisys, das erst kürzlich für das erste Quartal einen Gewinnrückgang um 35 Prozent melden musste, ist das ein harter Schlag.

Compaq-Sprecher Tim Golden erklärte, man habe sich entschieden, die Marketing-Ressourcen zunächst auf die eigenen Acht-Prozessor-Server "Proliant 8500" zu konzentrieren. Diese trügen gegenwärtig 95 Prozent zum Umsatz im Segment der Highend-Server bei. Die Zahlen in Kombination mit der flauen Konjunktur hätten es nahe gelegt, Compaqs Optionen neu zu bewerten.

HP-Marketing-Manager Gary Erickson nannte zwei Gründe für die Entscheidung gegen die ES7000-Server. Zum einen habe sich bei Unisys die Freigabe leistungsstärkerer Prozessoren verzögert. Zum anderen sei man im eigenen Haus mit der Entwicklung Itanium-basierter Systeme schneller als erwartet vorangekommen. HP will im nächsten Jahr mit Rechnern auf den Markt gehen, die mit Intels 64-Bit-Prozessoren ausgestattet sind.

Dell Computer hingegen möchte Unisys treu bleiben. Wie ein Sprecher der Texaner mitteilte, hält der PC-Direktvertreiber an seinem im Dezember verkündeten Vorhaben fest, die ES7000-Server in sein Portfolio aufzunehmen. Unisys selbst will den Verlust der Vertriebspartner offenbar durch verstärkte eigene Anstrengungen kompensieren. Dazu sollen 200 zusätzliche Vertriebsmitarbeiter eingestellt werden.

Peter Samson, General Manager für Technology Sales Development bei Unisys, versuchte, die Auswirkungen der jüngsten Entwicklung zu relativieren. "Natürlich sind wir enttäuscht, aber wir hegen keinen Groll gegenüber Compaq." Nach dem Ausstieg der Texaner böten sich für Unisys und die verbliebenen OEM-Partner mehr Absatzchancen bei Kunden, die man ansonsten Compaq hätte überlassen müssen. Auch hinsichtlich Compaqs Plänen für einen eigenen 32-Wege-Server gab sich Samson gelassen. Weil diese Maschinen mit Intels McKinley-Prozessoren arbeiten sollen, würden fertige Produkte frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2002 verfügbar sein.