Abgesang

Unisys verabschiedet sich vom Intel Itanium

19.02.2009
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Der IT-Dienstleister Unisys, nebenbei auch noch im Geschäft mit Highend-Servern, verabschiedet sich offenbar von Intels reiner 64-Bit-Architektur "Itanium".

Anders kann man die Mitteilung nicht deuten, in der Unisys aktuell einen Benchmark-Rekord seines "ES7000 Model 7600R" mit Sechskern-Xeons ("Dunnington") von ebenfalls Intel vermeldet. Die Maschine erzielte im Datenbank-Test TPC-H mit 10 Terabyte Datenbank-Größe eine deutlich höhere Leistung als ein mehr oder weniger vergleichbarer "Superdome"-Integrity von Hewlett-Packard, der noch dazu deutlich teurer ist.

Colin Lacey von Unisys sieht für Itanium keine Zukunft mehr. "Sein Reiz hat deutlich nachgelassen. Eigentlich ist nur noch ein Hersteller bei der Stange geblieben", zitieren die Kollegen der "ix" den Unisys-Mann. Gemeint ist natürlich Hewlett-Packard, das Itanium gemeinsam mit Intel entwickelt hatte, um damit die hauseigene "PA-RISC"- sowie die mit Compaq übernommene "Alpha"-Architektur abzulösen. Die Entwicklungskosten schätzen Branchenkenner auf zehn Milliarden Dollar.

Intel und HP hatten allerdings das Problem der Abwärtskompatibilität zu vorhandener 32-Bit-Software unterschätzt. In diese Bresche sprang dann zunächst der Intel-Konkurrent AMD, dessen "Opteron"-Prozessoren zwar 64 Bit adressieren, aber trotzdem 32-Bit-Programme in praktisch voller Geschwindigkeit ablaufen lassen konnten. Intel erweiterte seine 32-Bit-Server-Prozessoren dann flugs auch auf 64 Bit. Seitdem wurde Itanium mehr und mehr ins HPC (High-Performance Computing) verdrängt und wurde zu keinem Zeitpunkt so erfolgreich, wie seine Erfinder ursprünglich geplant hatten.

Erschwerend kam hinzu, dass Intel bei der Itanium-Roadmap schon häufig Features streichen und Produkte verschieben musste. Der bereits für 2007 avisierte Vierkern-Itanium (Codename "Tukwila") ist bis heute nicht erhältlich und wurde gerade erst wieder von Intel um ein weiteres halbes Jahr verschoben. Kurz danach wird Intel selbst bereits den Server-Chip "Nehalem-EX" herausbringen, einen MP-Xeon mit neuer Mikroarchitektur und integriertem Memory Controller, der im x86-Bereich einen weiteren Quantensprung bringen dürfte.

Da hilft auch das geballte Marketing von Intel etwa im Rahmen der im Jahr 2006 gegründeten Itanium Solution Alliance wohl nichts mehr, die zehn Milliarden Dollar ausgeben wollte, um der Kunschaft Itanium-Lösungen wie sauer Bier anzupreisen. X86 hat das Rennen gemacht - nicht zuletzt deswegen, weil es ein überlegenes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.