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Unisys soll Compaq bei High-end-Servern aushelfen

16.02.2000
Capellas predigt den "Industrie-Standard"

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Rahmen der Microsoft-Feierlichkeiten zum offiziellen Launch von Windows 2000 hat Compaqs CEO (Chief Executive Officer) Jim Capellas eine überraschende Ankündigung gemacht: Mitte des Jahres wird der texanische IT-Riese einen neuen 32-Wege-Server mit Intel-Prozessoren (zuerst Pentium III "Xeon", später "Itanium") auf den Markt bringen. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Eigenentwicklung, sondern um Hardware von Unisys, die Compaq unter dem eigenen "Proliant"-Namen verkaufen will. Die Maschinen sollen die High-end-"Datacenter"-Variante von Windows 2000 verwenden, die erst in rund vier Monaten fertiggestellt sein dürfte.

Unisys hat die zugrunde liegende Technik in den beiden vergangenen Jahren entwickelt. Die Architektur der Maschinen gestattet unter anderem den parallelen Einsatz mehrerer Betriebssysteme - etwa Windows 2000 und Unix -, was die Server vor allem für Großanwender interessant macht. Experten schätzen, dass die Kooperation mit Compaq dem einstigen Mainframe-Shop Unisys in den kommenden zwei Jahren rund 400 Millionen Dollar zusätzlichen Umsatz bescheren wird. Compaq positioniert sich mit der Ankündigung vor allem gegen IBM, die mit der Übernahme von Sequent und deren NUMA-Servern über eine konkurrierende Technik im High-end-Intel-Markt verfügt. Die Sequent-Server skalieren schon heute bis zu 64 CPUs, ein Ausbau auf 256 Prozessoren wird derzeit entwickelt.

Ansonsten wurde Capellas in seiner Keynote-Ansprache in San Franzisko nicht müde, den sogenannten "Industriestandard" - ein netter Euphemismus für Windows on Intel = Wintel - zu predigen. Dieser soll die Unternehmens-DV dadurch revolutionieren, dass Anwender statt teurer proprietärer Hardware vergleichsweise billige Server auf Basis der Intel-Technik einsetzen, um anspruchsvolle Aufgaben wie den Betrieb riesiger E-Commerce-Datenbanken zu bewältigen. Compaqs Akquisitionen der jüngeren Vergangenheit (Tandem 1997, Digital Equipment 1998) rücken das Wintel-Commitment jedoch in ein schiefes Licht. Auch haben die avisierten 32-Wege-Server mit dem "Industriestandard" eigentlich nichts gemein, weil sie ein vollkommen proprietäres und spezialisiertes Design aufweisen. Der Intel-"Standard" endet derzeit bekanntlich bei den acht CPUs des "Profusion"-Chipsets - und selbst bei solch vergleichsweise kleinen PC-Servern setzen viele Hersteller auf alternative Chipsätze,

beispielsweise von Serverworks (firmierte früher unter Reliance Computer Corp. = RCC).