Unisys sieht sich nach sechs profitablen Monaten im Aufwind

29.05.1992

Wie das erste wird die Unisys Corp. auch das zweite Quartal 1992 mit Gewinn abschließen. In einem Interview mit der schweizerischen "Finanz und Wirtschaft" geht der Vorsitzende der Geschäftsleitung und Verwaltungsrats-Präsident von Unisys Schweiz davon aus, daß der Konzern den Turn-around geschafft hat.

Der Kurs, Anfang dieses Jahres noch bei fünf Dollar, kletterte auf über neun Dollar. Die Netto-Schuldenposition (Schulden minus Cash), die als Folge der Akquisition von Sperry Mitte der achtziger Jahre in der Spitze bei 4,5 Milliarden Dollar gelegen hatte, wurde im vergangenen Geschäftsjahr um 850 Millionen auf knapp 2,5 Milliarden Dollar abgebaut. Die Tilgungsleistung lag damit um zweihundert Millionen Dollar über dem Plan.

Dieses ist um so erstaunlicher, als der geplante Verkauf der Rüstungstochter Paramax nicht stattfand. Stattdessen entwickelte sich diese Sparte zu einem auf kommerzielle Anwendungen ausgerichteten Software- und Dienstleistungs-Unternehmen. Als Beispiel für die Wandlung von Paramax seien zwei typische Projekte genannt: die zentrale Auswertung der weltweit erfaßten meteorologischen Daten und ihre mediale Aufbereitung.

Der Schweizer Unisys-Chef führt in dem Interview die Verbesserung der Marktposition überwiegend darauf zurück, daß das Unternehmen bereit sei, die Verantwortung für Gesamtprojekte zu übernehmen. Der Unisys-Anteil bestehe vorwiegend in der Software-Entwicklung. Angestrebt wird eine strikte Trennung der Systementwicklung und -produktion von Verkauf und Service.

Vieles deutet darauf hin, daß die Zeiten roter Zahlen bei Unisys zunächst vorbei sind. Mit über 800 Millionen Dollar an liquiden Mitteln dürfte es, dem Unternehmen gelingen, seine Unabhängigkeit zu wahren. Unisys profitiert heute von der radikalen Restrukturierung. Aufgrund der aggressiv durchgeforsteten Kostenstrukur kann man von einer Konjunkturerholung in den USA überdurchschnittlich profitieren. Kommt das amerikanische DV-Geschäft mit der Konjunktur auf die Beine, könnte Unisys die Wende geschafft haben. Auch die für 1993 anstehende Umschuldung von 1,1 Milliarden sollte dann möglich sein.

Der Kurstrend hat diese Entwicklung jedoch bereits vorweggenommen. Wer den Mut hatte, bei niedrigen Kursen einzusteigen, kann den Titel halten. Mit Neu-Engagements sollte jedoch auf eine Korrektur gewartet werden.

* Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungs-Gesellschaft CMW GmbH in München