Das eigene DBMS rangiert nur mehr unter "ferner liefen":

Unify bindet Tools an Fremd-Datenbanken

29.04.1988

AMSTERDAM (qua) - Auf dem Unix-Markt wird es allmählich eng: Angesichts der vielen Mitbewerber auf dem DBMS-Sektor setzt die Unify Corp., Sacramento/Kalifornien, künftig stärker auf ihr Anwendungsentwicklungssystem "Accel" als auf ihr Unix-Datenbanksystem "Unify". Mit dieser Strategie wollen die Kalifornier jetzt auf den europäischen Markt gehen.

"Accel" startet in einem Rennen, wo Unify sich offensichtlich größere Gewinnchancen ausrechnet als bei den Datenbanksystemen. Vor allem der SQL-Standard, so President David Saykally, sei der Grund dafür, daß die DBMS-Anbieter sich auf die Suche nach einer Marktnische machen müßten.

"Einige Datenbanksysteme können große Datenmengen nach sehr speziellen Kriterien auswerten; andere hingegen führen Routine-Abfragen mit hoher Geschwindigkeit aus", erläutert Paul Beard, Vice-President European Operations mit Geschäftssitz in London. "Unify" gehöre zur zweiten Kategorie; besonderes Gewicht liege dabei auf dem Performance-Aspekt. Gerade in diesem Bereich werden neuerdings aber auch die Mitbewerber aktiv (siehe CW 17 vom 22.4.1988, Seite 6: "Oracle auf mehr Performance getrimmt").

Der ehemalige SCS-Mann Jürgen Hertel wird von München aus die Geschäfte der Unify GmbH führen. Das Hamburger Systemhaus SCS hatte bis zum Herbst des vergangenen Jahres hierzulande das seit sechs Jahren verfügbare Unify-DBMS vertrieben. "SCS hat das Produkt in dem Augenblick abgegeben, als der Unix-Markt zu expandieren begann," wundert sich Hertel. Die weitere Betreuung der bestehenden Lizenzen werde die Unify GmbH übernehmen. Zur ersten deutschen Anwenderkonferenz hat der designierte Geschäftsführer rund 200 Einladungen verschickt und bislang 35 Zusagen erhalten.

Für das rund zwei Jahre alte "Accel" wurden in Deutschland erst 20 bis 30 Lizenzen vergeben. Dennoch macht Unify weltweit mehr als die Hälfte seines Umsatzes mit dem Entwicklungssystem. President Saykally: "Es gibt in der Unix-Welt kaum fertige Anwendungen; deshalb ist hier ein ausgesprochener Markt für Entwickler."

Jetzt will der Anbieter sein Marktpotential vergrößern, indem er das Produkt auch für andere Datenbanksysteme nutzbar macht. Ein entsprechendes Abkommen mit der Santa Cruz Operation (SCO) wurde bereits unterzeichnet. Das Unify-eigene DBMS soll zwar noch weiterentwikkelt, aber keinesfalls auf andere Betriebssysteme portiert werden.

Kapital für den Aufbau seiner Vertriebsorganisation will der künftige Deutschland-Geschäftsführer Hertel auch über deutsche Investoren beschaffen; er räumt jedoch ein, daß die Idee des Venture-Capital bei einheimischen Finanzgebern nicht eben populär ist. Es fehle dort zumeist an der nötigen Marktkenntnis:, Immerhin hängen unsere Marktchancen eng mit den Erwartungen für Unix zusammen."