Uniforum '95 Die weltgroesste Unix-Messe wird von Microsoft-Themen dominiert

31.03.1995

DALLAS (IDG) - Unix-Anwender kommen um Microsoft-Produkte nicht mehr herum. So wurde in Dallas auf der Unix-Messe Uniforum vor allem ueber die Einbindung von Windows-Systemen in Unix-Netze diskutiert. In den Hintergrund geriet dabei, dass sich die Branche zum ersten Mal mit einem einheitlichen X/Open-Unix und der Standard-Benutzerumgebung Common Desktop Environment (CDE) praesentieren konnte.

Erstmals konnten die Unix-Anbieter in Dallas die Ergebnisse ihres vor zwei Jahren auf der Uniforum in San Franzisko geschlossenen Burgfriedens praesentieren. So haben erste Anbieter wie Siemens- Nixdorf und DEC inzwischen vom Open-Systems-Konsortium X/Open bestaetigt bekommen, dass ihr Betriebssystem dem Standard-Unix entspricht. Stolz praesentieren die Anbieter zudem die fuer alle Unix-Derivate einheitliche grafische Benutzerumgebung Common Desktop Environment (CDE).

Doch wie die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" berichtet, war das Interesse an dem urspruenglich gegen Microsoft positionierten CDE nur gering. Die Auseinandersetzung um grafische Benutzeroberflaechen am Desktop sei laengst entschieden - zugunsten von Windows und Windows NT.

Als sich Microsoft vor zwei Jahren zum ersten Mal auf die Uniforum wagte, war das Unternehmen ein bestaunter Aussenseiter. Diese Situation hat sich grundsaetzlich gewandelt. Schon heute sind nach Angaben von IDC-Analysten bereits etwa halb so viele NT-Lizenzen wie Unix-Kopien auf dem Markt, obwohl letzteres bereits seit ueber 20 Jahren vermarktet wird.

Microsoft war auf der Uniforum aus zwei Gruenden von zentraler Bedeutung. Erstens benutzen nach einer auf der Messe durchgefuehrten Befragung fast alle Besucher eine Kombination aus Unix-Servern und Windows-Clients. Zweitens klagten dort auf einer von X/Open zu diesem Thema organisierten Diskussion die meisten der ueber 60 Teilnehmer ueber Interoperabilitaetsprobleme. Einige beschwerten sich auch darueber, dass Microsoft an der Behebung dieser Schwierigkeiten wenig Interesse zeige.

"Microsoft wird kuenftig offene Systeme weit besser unterstuetzen als bisher", prognostiziert hoffnungsvoll Alain Robert, stellvertretender IT-Verantwortlicher bei Elf Aquitaine und Vorsitzender des X/Open-Anwenderbeirats. Nach seiner Ansicht werde sich der Anbieter dem Druck der Kunden beugen muessen. Sein Unternehmen, das Hunderte von Unix-Servern und rund 25000 Windows- PCs einsetze, sei jedenfalls nicht bereit, unternehmenswichtige Anwendungen auf eine proprietaere Plattform zu bringen.

X/Open will nach eigenen Angaben die Zusammenarbeit zwischen Microsoft-Umgebungen und offenen Systemen durch die Entwicklung von Netzspezifikationen foerdern. So sollen im naechsten Jahr Richtlinien fuer systemuebergreifende Namens-, Sicherheits- und Directory-Services veroeffentlicht werden.