Beratungsstelle für Informationstechnik (Bifa) - Folgen und Alternativen im Blick

Uni Bremen: DV-lmplementierungen kontrollieren

16.05.1986

BREMEN (CW) - Arbeitnehmervertretungen bei der Einführung von betrieblichen Informations- und Kommunikationssystemen mit informationstechnischem Wissen unter die Arme greifen: Dies will auch weiterhin die im Januar 1984 von der Universität Bremen im Fachbereich Mathematik und Informatik als Pilotprojekt gegründete Beratungsstelle für Informationstechnik-Folgen und -Alternativen (BIFA).

Sie erhielt in diesem Frühjahr den Status als Dauereinrichtung. Damit wurden die Voraussetzungen geschaffen, die bisher erfolgte Arbeit, die vor allem bei Arbeitnehmervertretungen und Gewerkschaften auf positive Resonanz stieß, fortzusetzen.

Aufgabe der Beratungsstelle ist es, schreibt das Bifa, Betriebs- und Personalräten in Zusammenarbeit mit den zuständigen Gewerkschaften auf dem Gebiet der Anwendung von Informationstechniken in den Betrieben und öffentlichen Verwaltungen beratend zur Seite zu stehen. Dabei geht es sowohl um die Analyse von Folgen als auch um die Möglichkeiten sozialer Technikgestaltung einschließlich der Prüfung von Alternativen im Interesse der betroffenen Arbeitnehmer.

Die Einrichtung des Bifa erfolgte mit Blick auf das Vordringen der Informationstechniken in Wirtschaft und Staat. Der damit in der Regel einhergehende organisatorische Umstrukturierungsprozeß in den beteiligten Unternehmungen und Behörden könne von Arbeitnehmervertretungen trotz bestehender Beteiligungsrechte kaum noch durchschaut oder mitgestaltet werden. Gesetzliche Bestimmungen und Ergebnisse neuerer Rechtsprechung zur Mitbestimmung bei Einführung und Betrieb von bestimmten Computerprogrammen liefen oftmals leer, weil Arbeitnehmervertretungen nicht über genügend Arbeitskapazität und Sachverstand verfügen könnten.

Hinzu komme, daß Informatik-Fachkenntnisse allein in aller Regel nicht ausreichten, die komplizierten Probleme der Anwendung vernetzter DV-Systeme zu lösen. Zur Wahrnehmung der Arbeitnehmerrechte seien ineinandergreifende informationstechnische, betriebswirtschaftliche, arbeitswissenschaftliche und Juristische Fachkenntnisse erforderlich. Die Beratungsstelle Bifa trüge dem durch eine entsprechende interdisziplinäre Zusammensetzung der Mitarbeiter Rechnung.

Schwerpunkt sind Personaldaten

So wären in den ersten beiden Jahren mehr als zwei Dutzend größerer Beratungsaufträge überwiegend in Betrieben, aber auch in mehreren Konzernen und öffentlichen Verwaltungen durchgeführt worden. Daneben würden ständig Kurzberatungen und Gutachten erstellt. Die Schwerpunkte der Arbeit lägen bisher in den Bereichen der Personaldatenverarbeitung, Bildschirmarbeit sowie des Einsatzes von betrieblichen Informations- und Kommunikationssystemen (Produktionsplanungs- und -Steuerungssysteme, Finanzbuchhaltungs- und Kostenrechnungssysteme, Textverarbeitung, Telefoncomputer etc.). Dabei stünden meist der Abschluß und die technische Umsetzung von Betriebs- und Dienstvereinbarungen zwischen dem Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung im Mittelpunkt.

Beratungsergebnisse in Schriftenreihe

Wichtige Beratungsergebnisse würden wissenschaftlich aufbereitet und den Betroffenen über ihre Gewerkschaften zur Verfügung gestellt, so das Bifa. Dazu diene unter anderem eine gerade neu herausgegebene eigene Schriftenreihe im Fachbereich, die über die Pressestelle der Universität Bremen zu beziehen sei. Der Austausch mit den Gewerkschaften erfolge über einen gewerkschaftlichen Begleitausschuß, in dem die meisten regionalen Einzelgewerkschaften vertreten seien, und über die Kooperationsstelle Universität-Arbeitskammer, die maßgeblich an der Einrichtung der Bifa beteiligt war. Finanziert werde die Beratungsstelle unter Beteiligung der Universität und Akademie für Arbeit und Politik zunehmend aus eigenen Einnahmen.

Informationen: Universität Bremen, Beratungsstelle für Informationstechnik, - folgen und -alternativen - BIFA - Prof. Dr. jur. Wilhelm Steinmüller,

FB Mathematik/lnformatik, Bibliothekstraße, 2800 Bremen, Telefon: 04 21 /21 81.