Internet-Browser als Bildkatalog

Ungewöhnliches Konzept zur Verteilung von Bilddaten

30.06.2000
Neue Wege geht die Software "Pixelboxx" der Düsseldorfer Firma Nads bei der Verteilung und Vermarktung von Bilddateien. Heico Neumeyer* stellt das Programm, das jeden Internet-Browser in eine Bilddatenbank verwandelt, vor.

Zur Sichtung von Bildsammlungen, wie sie Agenturen, Pressestellen oder Verlage anbieten, werden meist spezielle Datenbankprogramme wie "Cumulus" verwendet. Derartige Software muss jedoch zunächst auf jedem Einzelplatz installiert werden - mit den entsprechenden Kosten und Risiken. Anders funktioniert die so genannte Pixelboxx (www. pixelboxx.de) von Nads: Eine spezielle Client-Software für Suchabfragen existiert gar nicht; der Betrachter sichtet alle Vorlagen unmittelbar in einem üblichen Web-Browser. Wie in einem Online-Shop lassen sich im Browser auch Suchabfragen mit mehreren verknüpften Stichworten eingeben und Warenkörbe erstellen. Wer das richtige Passwort besitzt, kann die Motive drucken oder herunterladen.

Die Pixelboxx-Bildkataloge laufen auch auf älteren Browsern von Netscape oder Microsoft bis herunter zu den Versionsnummern 3.0. Browser-Plug-ins werden nicht benötigt, selbst Java ist nicht zwingend erforderlich. Durch die Arbeit innerhalb eines Standard-Browsers ist der Bedienungskomfort leicht eingeschränkt gegenüber anderen Bilddatenbanken. So lassen sich Fotos nicht durch Ziehen und Ablegen verschieben, außerdem vermisst man den Ausdruck oder die Datenübertragung von mehreren Dokumenten in einem Durchgang. Das Programm erzeugt zwar kleine Diaschauen im Browser; allerdings sind Bildfolgen oder Web-Seiten, die sich unabhängig vom Server-Zugriff auf CD-ROM weitergeben lassen, nicht möglich.

Die Server-Software bietet der Hersteller für Sun Solaris, HP-UX und Linux an. Auch der Server lässt sich komplett via Internet administrieren: vom Hochladen neuer Bilder über die Passwortverwaltung bis hin zu Details in der Konfiguration. In allen Situationen ermöglicht das System einen Datenaustausch mit SSL-Verschlüsselung.

Die Rechte der Bildbetrachter lassen sich an das Passwort gekoppelt vielseitig steuern, so etwa für Drucken, Herunterladen der Feindaten oder für das Lesen und Ändern der Textinformationen. Sehr flexibel zeigt sich die Pixelboxx auch bei der Aufteilung der Fotos in beliebige Bildgruppen, die man einzelnen Betrachtern zeigen oder vorenthalten kann. Wer keine Zugriffsrechte für eine bestimmte Bildgruppe besitzt, ahnt nichts von der Existenz dieser Motive. So lässt sich beispielsweise ein Pixelboxx-Server von mehreren Fotoagenturen gleichzeitig einsetzen, ohne dass die Kundschaft die Bilder des jeweils anderen Anbieters einsehen kann.

Eine Nutzungsstatistik der Software gibt an, wer welche Bilder wann heruntergeladen hat und welche Stichworte besonders gesucht wurden. Hat der Kunde in einem speziellen Menü eine Nutzungsart angegeben, etwa Medium, Druckgröße und Auflage, sind auch diese Daten abrufbar. Es ist möglich, die gesamte Aufstellung in eine kommaseparierte Tabelle zu exportieren und zur Rechnungsstellung weiterzuverwenden - automatisierte Rechnungen schreibt das Programm jedoch nicht.

Je nach Nutzer liefert die Pixelboxx maßgeschneiderte Bilddaten. In einer Zeitschriftenredaktion etwa erhält der Layouter nur die Grobversion einer Datei, während an den Bildbearbeiter die Feindaten gehen. Auch das Format wird an die jeweilige Situation angepasst. Beim Versand an Postscript-Drucker rechnet die Software das Bild automatisch auf die erforderliche Dateigröße herunter und vermeidet so überflüssige Netzbelastung. Beim Import der Bilddaten lassen sich Duplikate oder auch sehr ähnliche Motive herausfiltern beziehungsweise markieren. Die Suchbegriffe werden über einen Thesaurus gesteuert: Wer "Bayern" eintippt, findet so auch Bilder, die mit "München" verschlagwortet wurden.

Fazit: Die Pixelboxx eignet sich gleichermaßen für Intranets in Firmen wie auch für die weltweit öffentliche Verteilung und Vermarktung von Bilddaten. Dank der ausgeklügelten Zugriffsregelung lassen sich vertrauliche und öffentlich zugängliche Dokumente problemlos auf einem Server verwalten. Die Software gibt es ab etwa 15000 Mark (eine Anwendung lässt sich unter www.jostimages.com prüfen).

*Heico Neumeyer ist Fachjournalist und Softwaretrainer für Bildbearbeitung in Gaißach, Oberbayern.