Sun ist unzufrieden mit den bisherigen Ergebnissen

Ungewisse Zukunft für das Open-Source-Projekt Mozilla

09.07.1999
MÜNCHEN (CW) - Für Spekulationen über die Zukunft des von Netscape initiierten Open-Source-Browser-Projekts "Mozilla.org" sorgte Alan Baratz, President der Software Products and Platforms Division bei Sun Microsystems. Nach seiner Ansicht bleibt die Entwicklergemeinschaft hinter den Erwartungen zurück. Daher sei es fraglich, ob das Projekt wie bisher fortgeführt wird.

"Alles läuft gut", bemüht sich Mitchell Baker, Direktorin von Mozilla.org, die Wogen zu glätten. Für eine Änderung in der Vorgehensweise gebe es keine Pläne. Ferner tat Baker die Statements des Sun-Managers als dessen persönliche Meinung ab: "Baratz spricht weder für Mozilla noch für AOL."

Der Sun-Manager fühlt sich berufen, den Fortgang der Browser-Entwicklung zu kommentieren, weil AOL zeitgleich mit der Übernahme von Netscape eine Softwarepartnerschaft mit Sun eingegangen war. Beide Unternehmen vereinbarten unter anderem die gemeinsame Weiterentwicklung des Browsers "Communicator". Einige Monate zuvor hatte Netscape mit der Freigabe des Quellcodes seines Web-Clients das Mozilla-Projekt ins Leben gerufen.

Gleich nach dem Merger wurden Stimmen laut, die das baldige Ende der Open-Source-Initiative heraufbeschworen. Um diesem Eindruck entgegenzuwirken, sagte AOL-Chef Steve Case der Entwicklergemeinde seine Unterstützung zu.

Entgegen den Beteuerungen der Mozilla-Chefin scheint die Kritik des Sun-Managers allerdings auch nicht ganz unbegründet zu sein: Viele Softwarespezialisten kündigten inzwischen ihre Teilnahme am Open-Source-Projekt auf. Im April ging mit Jamie Zawinski sogar eines der Gründungsmitglieder von Bord. Noch immer wartet die Branche auf die Version 5 des Communicator von Mozilla.org. Eine Betaversion soll "im Laufe dieses Jahres" auf den Markt kommen.

Im Gegensatz zu Mozilla.org erfreut sich das ebenfalls nach dem Open-Source-Prinzip agierende Web-Server-Projekt Apache offenbar bester Gesundheit. Die Entwicklergemeinschaft formierte sich nun zur Apache Software Foundation (www.apache.org), einer Non-Profit-Gesellschaft, die für die rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Belange der verschiedenen Apache-Software-Projekte verantwortlich zeichnen. Der Grundgedanke der Open-Source-Bewegung bleibe dabei jedoch unangetastet. Zur Zeit gehören 23 Firmen der neuen Organisation an, darunter IBM, Siemens, Microsoft sowie Cable & Wireless ECRC aus München.