Automatisierungstechnik und IoT

Und dann kommt der "Aha"-Moment

10.09.2018
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Christoph Hilbert ist Gründer und Geschäftsführer von ime mobile solutions GmbH. Mit über 25 Jahren Erfahrung ist er Experte für Mobile Computing & mobile Datenkommunikation. Sein Fokus gilt heute der Digitalisierung und dem Internet of Things.
Ihre Maschinen und Dinge sind per IoT vernetzt und Daten werden dargestellt und analysiert. Aber wo bleibt jetzt der Mehrwert? Wenn Sie oder Ihre Kunden sich diese Frage stellen, dann sollten Sie sich einmal mit den Themen Datenorchestrierung und Automatisierung auseinandersetzen.

Entscheidungen in Prozessen erfordern verlässliche Daten. Diese kommen nicht nur von Maschinen und Sensoren. Fast immer benötigt man für valide Abläufe noch weitere Informationen aus den verschiedensten Quellen. Dies kann das eigene ERP-System sein, aber auch ein Datenabruf aus der sogenannten API-Economy, also Anbieter im Internet, die spezielle Daten entgeltlich oder unentgeltlich zur Verfügung stellen.

Die Nutzung der gesammelten Daten zur Modellierung von automatisierten, vernetzten Prozessen sorgt für echte Aha-Erlebnisse bei IoT-Projekten.
Die Nutzung der gesammelten Daten zur Modellierung von automatisierten, vernetzten Prozessen sorgt für echte Aha-Erlebnisse bei IoT-Projekten.
Foto: Creativa Images - shutterstock.com

Nehmen wir einmal ein Beispiel aus dem Bereich Smart Building. Wenn die Temperatur in einem Zimmer stark angestiegen ist, dann stellt sich vielleicht die Frage: liegt das jetzt daran, daß der Heizkörper voll aufgedreht wurde? Oder scheint draußen die Sonne bei 35 Grad im Schatten und man sollte lieber die Jalousien herunterfahren?

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Gesammelte Daten sind nur ein Teil der Lösung

Diese Entscheidung lässt sich viel leichter treffen, wenn Sie zusätzlich zu den Sensordaten der Raumtemperatur und Ventilstellung des Heizkörpers auch noch die aktuellen Wetterdaten ihres Standortes aus dem Internet zur Verfügung haben. Und wenn Sie nun noch aus der Datenbank ihrer Facility Management Software abfragen können, welcher Mitarbeiter zuständig ist der auch gerade Dienst hat, dann könnte dieser automatisch informiert werden und nach dem Rechten sehen.

Was bedeutet das? Maschinen- und Sensordaten stellen nur einen Teil einer kompletten IoT Lösung dar. Nur wenn Sie diese Daten mit den Informationen aus dem Internet und eigenen Datenbanken orchestrieren, dann können Sie automatisierte Regeln erstellen, die für echte Mehrwerte und Prozessoptimierungen sorgen. Aber welche Möglichkeiten gibt es hierfür und wie setzt man diesen Prozess optimal um?

Rules Engines sorgen für Kontrolle und Skalierbarkeit

Wenn Sie gerade erst mit Ihren Projekten beginnen, dann mag es hierfür ausreichen, Skripte auf ihrer Datenbank aufzusetzen, um bestimmte Regeln auszuführen. Dies funktioniert auch sicherlich gut, bis eines Tages die Komplexität so stark angestiegen ist, daß Wartung und Fehlersuche zu einer echten Herausforderung werden.


Wenn mehrere tausend oder noch mehr Sensoren gleichzeitig ihre Daten senden, diese mit einer Unzahl anderer Datenquellen verknüpft werden und dazu noch zahlreiche verschiedene Regeln beachtet werden müssen, dann wird der Programmcode für das Unterfangen schnell unüberschaubar.

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In diesem Fall sollten Sie rechtzeitig über eine eigenständige Rules Engine Lösung nachdenken, die mit den wachsenden Anforderungen Ihrer Geschäftsanwendung mithalten kann. Solche Lösungen bauen statt "Code-Salat" auf leichter verständliche Ablaufdiagramme, unterteilen in überschaubare Programmhäppchen und lassen spätere Änderungen auch bei großen Projekten zu einer lösbaren Aufgabe werden.

Eine kleine Regeländerung angewendet auf zehntausend Maschinen in einem Projekt kann schnell ein komplettes Chaos auslösen. Dann ist es gut, wenn man die neue Code-Release erst nur mit einer begrenzten Anzahl Geräte testen kann, um sie erst bei Erfolg auf den gesamten Bestand auszurollen.

Eine gute Lösung braucht "Kontakt" zum Unternehmenssystem?

Eine weitere Schlüsselkomponente für erfolgreiche Digitalisierungsprojekte ist die Integration der IoT-Applikation mit Unternehmens-IT. Oft ergibt sich dadurch erst der volle Nutzen für das Unternehmen. Eine isoliert betriebene IoT-Lösung wird nicht den gleichen Mehrwert erzeugen können, wie eine mit den Business-Systemen verknüpfte Anwendung. Sie sollten also in der Lage sein, Ihre Werkzeuge und Applikation so zu koordinieren, dass diese nahtlos zusammenarbeiten können und die gewonnenen Daten rechtzeitig zu den richtigen Personen in Ihrer Organisation gelangen.

Achten Sie also deshalb auf Flexibilität und Zukunftssicherheit Ihrer Lösung mittels offener und anpassbarer Schnittstellen. Ob Sie Daten aus Ihren eigenen Systemen beziehen oder Plattformen, wie AWS, Azure oder Google Cloud IoT, sollte keine Rolle spielen. Gleiches gilt für die Kommunikation mit ERP Systemen oder Business Plattformen à la Salesforce, SAP oder Zendesk.

Wie geht es weiter?

Mit der Zeit wird Ihr IoT Projekt wachsen. Sie werden unzählige Daten sammeln und analysieren und Ihre Analysen werden Ihnen wertvolle Einblicke für Ihr Geschäft geben. Der große Moment kommt immer dann, wenn diese Erkenntnisse auch dazu verwenden, Prozesse anzusteuern und zu optimieren. Big Data Analytis und Künstliche Intelligenz werden Ihnen dabei helfen.

Bei allem sollte jedoch immer noch der Mensch den Überblick behalten. Sie müssen jederzeit verstehen, was in Ihrem System vor sich geht. Und dann kommt der "Aha"-Moment und Ihre IoT Lösung bringt Ihnen wirklich die gewünschten Vorteile für Ihr Geschäft.