Bisher wurden schon ueber 1500 Gefahrstoffe definiert

Umweltschutzsysteme sollten bereichsuebergreifend arbeiten

05.03.1993

Umweltbehoerden, Berufsgenossenschaften, aber auch die eigenen Mitarbeiter reagieren zunehmend kritischer auf betriebliche Umweltverfehlungen.

Spaetestens seit der ab September 1990 rechtsverbindlichen Novelle zum Bundes-Immissionsschutz-Gesetz (BImSchG), die unter anderem die Organisation des betrieblichen Umweltschutzes regelt, steht faktisch jede Unternehmensleitung in der Haftungs- und Verantwortungspflicht.

Die Herausforderung fuer das ganze Unternehmen

Aktives Umwelt-Management ist gefordert, um dieser brisanten Problematik effektiv zu begegnen. Die Herausforderung fuer das ganze Unternehmen Aktives Umwelt-Management bedeutet fuer viele Unternehmen ein grundsaetzliches Umdenken: Eigeninitiative sollte dem oeffentlichen und gesetzgeberischen Druck zuvorkommen. Doch aktives Umwelt- Management leistet mehr: Gestaltet als zukunftsorientiertes Informationssystem, eroeffnet es dem Unternehmen auch im Wettbewerb fruehzeitig neue Chancen:

- bei der Entwicklung neuer Produkte und Produktionsverfahren, um rechtzeitig auf umweltorientiertes Verbraucherverhalten zu reagieren,

- bei der Reduzierung von Entsorgungskosten,

- bei der Verbesserung der Arbeitsplatzsituation zur Steigerung der Motivation der Mitarbeiter sowie

- in der Werbung als imagefoerdernde Massnahme.

Dieses setzt allerdings die kooperative Zusammenarbeit aller betroffenen Bereiche voraus:

Arbeitssicherheit, Entsorgung, Gesundheitsschutz, Einkauf, Konstruktion, Fertigung und Management.

DV eroeffnet neue Chancen

Ein Umwelt-Informationssystem muss allen Verantwortlichen die gesamtbetrieblichen, umweltrelevanten Daten zur Verfuegung stellen, zur Umsetzung gesetzlicher Auflagen beitragen und gezielte Auswertungen ermoeglichen.

Die Bewaeltigung dieser staendig wachsenden Aufgaben erfordert ein bereichsuebergreifend nutzbares DV-System. Seine notwendige Leistungsfaehigkeit ergibt sich bereits aus der grossen Anzahl gefaehrlicher Substanzen.

Nach einer Erhebung des Umweltbundesamtes werden in rund 260 umweltrelevanten Gesetzen mehr als 50 000 verschiedene Stoffe, Stoffnamen oder Synonyme genannt. Ueber diese Stoffe muessen fuer die Bewaeltigung von akuten Gefahren vor Ort schnelle und verlaessliche Informationen verfuegbar gemacht werden.

Die Integrationsfaehigkeit ist nicht zuletzt Voraussetzung fuer eine notwendige Kooperation unterschiedlicher Unternehmensbereiche. Eine individuell konfigurierbare Standard- DV-Loesung verknuepft die betrieblichen mit den betriebswirtschaftlichen Anforderungen und bleibt zudem offen fuer Veraenderungen und Erweiterungen. Ein System, das eine breite Verwendung im Unternehmen finden soll, muss zudem entsprechend einfach und sicher in der Bedienung sein. Mehrplatzfaehigkeit und Portierbarkeit zum Beispiel auf Betriebssysteme der mittleren Datentechnik wie Unix sind weitere Anforderungskriterien.

Gefahrstoffe kontrollieren

Bereits heute zaehlen mehr als 1500 Substanzen zu den Gefahrstoffen - und diese Liste wird staendig laenger. Dem Gefaehrdungspotential hat der Gesetzgeber mit der im August 1986 in Kraft getretenen Gefahrstoffverordnung Rechnung getragen. Seitdem sind die Unternehmen verpflichtet, Ort und Menge von Gefahrstoffen zu dokumentieren, Sicherheitsvorkehrungen fuer den Umgang mit ihnen zu treffen und besonders gefaehrliche Stoffe durch weniger riskante zu ersetzen.

Die Substanzen zeichnen sich durch eine verwirrende Vielfalt von Eigenschaften aus. Dazu kommen die teilweise nur noch fuer Spezialisten lesbaren und interpretierbaren Stoffangaben.

Ein DV-System entlastet den Anwender in umfassender Weise:

- Stoffdatenverwaltung:

Sie erfasst alle betriebsrelevanten Stoffe, Zubereitungen und Komponenten. Pro Stoff sollte eine umfangreiche Anzahl von Eingabefeldern zur Verfuegung stehen, um neben Daten zum Beispiel gemaess DIN-Sicherheitsdatenblaettern auch Hersteller- und Lieferantenverzeichnisse im Informationszugriff zu haben.

- Ortsverwaltung:

Zur Erstellung eines betrieblichen Gefahrstoff-Katasters werden hier systematisch die Betriebs-, Lager- und Einsatzorte erfasst. Verknuepft mit den sicherheitsrelevanten Informationen (wie Erste- Hilfe-Einrichtungen, Notfalladressen, Rettungs- und Fluchtwege etc.) wird hier eine zugriffssichere Informationsbasis fuer den Notfall geschaffen.

- Betriebsanweisung:

Diese gemaess Gefahrstoffverordnung zu erstellenden Schriftstuecke informieren die Mitarbeiter direkt am Arbeitsplatz ueber die Gefahren der dort eingesetzten Stoffe, notwendige Sicherheitsvorkehrungen, Erste-Hilfe- und Entsorgungsmassnahmen.

- Messauswertungen:

Arbeitsbereichsanalysen geben Aufschluss ueber die Gefaehrdung am Arbeitsplatz. Messverfahren werden geplant, Ergebnisse ausgewertet und bearbeitet.

- Betriebliches Abfallkataster:

Vor dem Hintergrund nicht grenzenlos ausbaubarer Deponie- und Verbrennungskapazitaeten sieht die Abfallgesetzgebung die Muellvermeidung als vorrangig an. Fuer die Unternehmen explodieren die Kosten der Entsorgung von betrieblichen Abfaellen und Reststoffen.

Wo Abfaelle unvermeidlich sind, sollten sie einer weiteren stofflichen Verwertung - und damit einer Wertschoepfung - zugefuehrt werden.

Das betriebliche Abfallkataster erfasst alle Reststoffe nach Menge, Zusammensetzung und zeitlicher sowie oertlicher Verfuegbarkeit. Die Verwaltung der betrieblichen Abfallsammel- und Lagerkapazitaeten sowie die Adressdatei der ausserbetrieblichen Entsorger und Befoerderer ist Grundlage fuer eine oekonomisch und oekologisch sinnvolle Verwertung zum Beispiel im Rahmen einer Abfallboerse.

Entsorgungs- und Verwertungsnachweise und Entsorgungsbegleitscheine werden fuer die besonders ueberwachungsbeduerftigen Abfaelle angefertigt.

Das Kataster stellt eingesetzte Produktionsverfahren mit allen Betriebs-, Einsatz- und Ausgangsstoffen dar. Er vergleicht Verfahren unter Einbeziehung ihrer Oekobilanz und zeigt den Abteilungen Einkauf, Konstruktion und Fertigung weniger bedenkliche Alternativen auf. Regelmaessige Wartung und Instandhaltung vermeidet gefaehrliche Grenzwertueberschreitungen und teure Ausfaelle.

Es gilt, das gesundheitliche Risiko zu ueberwachen.

- Personaldatenverwaltung: Personaldaten, ergaenzt um Hinweise auf besondere Unterweisungen, Einsaetze und Gefaehrdungen, geben im Einsatzfall schnell die benoetigten Informationen an die Hand.

- Werkaerztlicher Dienst: Fuer den gesundheitlichen Schutz von Mitarbeitern, die besonderen Gefahrstoffbelastungen ausgesetzt sind, muessen Untersuchungen veranlasst werden. Befunde und Massnahmen werden festgehalten, Termine und Fristen fuer Folgeuntersuchungen ueberwacht.

- Unfallverwaltung: Unterstuetzung erfolgt bei der berufsgenossenschaftlichen Verpflichtung zur Unfallerfassung und -meldung. Unfallschwerpunkte werden fruehzeitig erkannt.

*Volker Romeike ist Marketingleiter bei NIS - Norddeutsche Informations-Systeme GmbH - in Kiel und Hamburg.