Verkaufen allein genügt nicht mehr

Umweltministerium plant neues Entsorgungskonzept für die DV

10.05.1991

MÜNCHEN (hp) - Bisher produzierten die Hersteller sorglos Massen von PCs, Minis und Großrechnern, ohne sich groß um die Entsorgung der Elektronikteile zu kümmern. Das soll noch in diesem Jahr anders werden. Das Umweltministerium plant eine Verordnung, die eine Rücknahme der DV-Geräte vorsieht.

Geht es nach dem Umweltministerium, so werden die Händler die Hauptlast bei der Entsorgung der Rechner tragen müssen. Kern der sich noch in der Planung befindlichen Verordnung ist, daß der Händler für die kostenlose Rücknahme der alten Geräte und deren Entsorgung verantwortlich ist und auch die Kosten dafür übernimmt, so ein Sprecher des Bonner Umweltministeriums. Die Händler wiederum sollen Druck auf die Hersteller ausüben, umweltfreundlichere Rechner zu entwickeln. Die zurückgenommen Teile müssen stofflich verwertet werden und auch die Anbieter sind dazu angehalten, "ihre Geräte entsorgungsfreundlich zu konstruieren".

Noch ist aber nichts entschieden. Der Vorschlag wird vom Ministerium mittlerweile in Zusammenarbeit mit Herstellerverbänden ausgearbeitet. Man ist sich darüber im klaren, daß im Bereich Computerschrott viel getan werden muß. Die Hersteller sind sich einig, daß eine Rücknahmepflicht unumgänglich ist, erklärt ein VDMA-Sprecher. Wie diese konkret aussehen soll, zeichnet sich noch nicht ab. Der Händler allein könne nicht für die Entsorgung verantwortlich gemacht werden. Beim VDMA wurde auch über eine Erhöhung der Müllgebühren nachgedacht, aber wegen der komplizierten Verhandlungen mit den einzelnen Kommunen wieder verworfen. Auch gegen einen Obolus, den der Kunde bei der Rückgabe entrichten soll, sprach sich der Herstellerverband aus, weil hier die Gefahr bestehe, daß die Geräte anderweitig "entsorgt" würden.

Beim VDMA steht zudem ein Modell zur Debatte, das eine Entsorgungsgebühr vorsieht, die der Anwender beim Kauf des Rechners zahlen muß. Sie soll an eine Gesellschaft entrichtet werden, die sich um die Sammlung, Demontage und Verwertung kümmert. Die Hersteller müßten hier auch miteinbezogen werden, da "sie am besten über ihre Produkte Bescheid wissen". Bis jetzt ist allerdings alles offen. Das Ministerium rechnet damit, daß die Verordnung noch in diesem Jahr dem Kabinett vorgelegt wird.