Ausblick: Open Source oder doch lieber .NET?

UMTS und kein Ende

05.01.2001
Während Microsoft 2001 seine .NET-Strategie noch mit Leben füllen muss, hat die Open-Source-Fraktion den Beweis zu erbringen, dass sie tragfähige Alternativen zu kommerzieller Software bietet. Motor der Branche wird der Business-to-Business-Sektor sein. Einen Blick in die Zukunft riskieren CW-Redakteure der Ressorts Internet, Software, Hardware, Communications sowie Job & Karriere.

Einen so spannungsgeladenen Einstieg wie 2000 konnte das neue Jahr natürlich nicht bieten. Keiner der IT-Verantwortlichen musste datumsbedingt den Ausfall des Netzes oder der TK-Anlage befürchten. Auf den ersten Blick verspricht 2001 in Sachen Networking und Telekommunikation also ein eher beschaulicher Zeitabschnitt zu werden. Doch der Schein könnte trügen: Mit dem Gespenst einer von den USA ausgehenden Rezession sowie Börsenkursen im tiefsten Keller wurde 2001 mit einer bedrückenden Hypothek eingeläutet.

Das dürfte für die Player im Markt nicht ohne Folgen bleiben. Selbst ein so erfolgsverwöhntes Unternehmen wie Cisco Systems wird nach der geschrumpften Marktkapitalisierung kleinere Brötchen backen müssen. Es ist jedenfalls gut denkbar, dass der Konsolidierungsprozess in der Networking-Szene seinen Fortgang nimmt. Die Ausgliederungen von Cabletron (Enterasys) und Lucent (Avaya) werden sich gewaltig nach der Decke strecken müssen, um am Markt Fuß zu fassen. 3Com dürfte nach dem Rundumschlag im vergangenen Jahr bei Geschäftskunden jeden Kredit verspielt haben.

Besser sieht es da schon für Nortel Networks aus. Trotz starken Kursverfalls hat das Unternehmen aufgrund seiner unangefochtenen Marktführerschaft im Optical Networking gute Karten. Nicht nur bei Nortel, sondern auch in den Forschungslabors der Konkurrenten läuft die Entwicklung an den optischen Vermittlungs- und Verstärkungskomponenten auf Hochtouren. Sie sollen die heute im Switching noch nötige Umsetzung des Photonenstroms in elektrische Signale überflüssig und den Datentransfer dadurch noch schneller machen. Experten sehen in dieser Technik übrigens nicht nur ein Thema für Carrier, sondern auch für Unternehmen. Die Glasfaser wird verstärkt in den Backbones, den Storage Area Networks und Escon-Kanälen Einzug halten.

Auf dem Vormarsch im Campus befinden sich außerdem drahtlose Netze. Dieser Technik wurde zwar schon in der Vergangenheit öfter eine große Zukunft vorausgesagt, doch aufgrund geringer Übertragungsraten blieb der Erfolg aus. Mit einer Kapazität von über 10 Mbit/s stellt diese Technik nun aber eine echte Alternative zu drahtgebundenen Verfahren dar.

Man muss natürlich kein Prophet sein, um den weiteren Boom von Ethernet zu prognostizieren. Die Verkaufszahlen von Fast-Ethernet- und Gigabit-Ethernet-Ports sind schwindelerregend, - der Trend zu dem noch schnelleren 10-Gigabit-Ethernet ist programmiert.

Neben Ethernet gibt es drei weitere Technologien, die in diesem Jahr in puncto Akzeptanz beim Anwender auf der Gewinnerseite stehen dürften. Mit Sicherheit werden die Kunden verstärkt Virtual-Private-Network-Dienste nachfragen. Die Unternehmen haben unterdessen die Scheu verloren, ihre Daten über getunnelte Verbindungen im Internet zu übertragen. Ebenso wird im Access-Bereich die Nachfrage nach Digital-Subscriber-Line-(DSL-)Services sowie Richtfunkdiensten deutlich zunehmen. Beide Verfahren werden dazu beitragen, das Monopol der Telekom auf der letzten Meile langsam, aber sicher auszuhebeln.

Eine Menge Hausaufgaben sind 2001 außerdem von den Carriern, insbesondere den UMTS-Lizenznehmern, zu machen. Die Stabsstellen der Netzbetreiber und Equipment-Lieferanten müssen mit Hochdruck am Netzdesign ihrer Infrastruktur für die dritte Mobilfunkgeneration arbeiten. Die horrenden Investitionen für die Lizenzen drängen zum schnellen Netzaufbau, um die Kosten wieder einzuspielen. Einen Vorgeschmack auf die Akzeptanz von UMTS wird der General Packet Radio Service (GPRS) geben, den ab 2001 alle Carrier offerieren.