Konzernverlust durch Abschreibungen

UMTS reißt tiefe Löcher in die Telekom-Bilanz

08.03.2002
MÜNCHEN (CW) - Erstmals seit ihrem Börsengang vor gut fünf Jahren musste die Deutsche Telekom AG für das Geschäftsjahr 2001 wieder einen Konzernverlust ausweisen. Wie das Unternehmen auf der Basis vorläufiger Zahlen mitteilte, waren dafür die Übernahme des US-amerikanischen Mobilfunkanbieters Voicestream sowie Abschreibungen der UMTS-Lizenzkosten ausschlaggebend.

Die Zahlen, die der Bonner Carrier am vergangenen Dienstag vorlegte, waren kein Ruhmesblatt. Demnach erhöhte sich der Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahr um 18,1 Prozent auf 48,3 Milliarden Euro. Die Einnahmen im Ausland konnten um 71,4 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro und damit auf einen Anteil am Gesamtumsatz von 27,3 Prozent gesteigert werden. Rund 2,8 Milliarden Euro entfielen dabei auf die seit Juni vergangenen Jahres konsolidierte US-Mobilfunktochter Voicestream. Stärkste Wachstumstreiber waren, wie die Telekom ohne nähere Umsatzaufschlüsselung mitteilte, "teilnehmer- und akquisitionsgetrieben" der Mobilfunk, gefolgt vom Systemgeschäft, vor allem durch "Konsolidierungseffekte" aus dem Debis Systemhaus.

Auf der Ertragsseite schrieb die Telekom indes im Jahr 2001 kräftig rote Zahlen. So wird der Konzernverlust nach Steuern und Sonderaufwendungen auf 3,5 Milliarden Euro beziffert. Im Geschäftsjahr 2000 waren hier noch 5,9 Milliarden Euro Gewinn verbucht worden. Der Bonner Carrier begründete dies mit hohen Abschreibungen auf Firmenwerte, den teuren UMTS-Lizenzen sowie mit Zinsaufwendungen. So habe sich allein die Eingliederung von Voicestream mit 2,4 Milliarden Euro belastend ausgewirkt, hieß es. Der Zinsaufwand für Darlehen im Zusammenhang mit der Finanzierung der UMTS-Mobilfunklizenzen schlug mit rund einer Milliarde Euro zu Buche. Ergebnismindernd dürfte sich zudem die erst vor kurzem wirksam gewordene weltweite Umfirmung der Mobilfunksparte in T-Mobile ausgewirkt haben, auch wenn hierzu keine konkreten Angaben gemacht wurden.

Inwieweit diese vorläufige Bilanz besorgniserregend für die Telekom ist, dürfte vom jeweiligen Standpunkt des Betrachters abhängen. Bezogen auf das rein operative Geschäft, konnte der Ex-Monopolist 2001 jedenfalls seine Position mehr als behaupten. So kletterte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erstmals seit der Liberalisierung des TK-Marktes in Deutschland 1998 wieder im Vorjahresvergleich - nämlich von 12,9 auf 15,1 Milliarden Euro. Problematisch ist jedoch nach wie vor die sehr hohe Verschuldung des Konzerns, die sich zum Jahresende 2001 um nur 4,8 Prozent auf 62,1 Milliarden Euro reduzierte. Hier machte sich der fest eingeplante, aber vergangene Woche vom Kartellamt untersagte Verkauf der restlichen noch im Besitz der Telekom befindlichen TV-Kabelnetze an Liberty Media bemerkbar, der 5,5 Milliarden Euro in die Kassen der Bonner spülen sollte. (gh)