Umstrukturierung wird oberstes Gebot

26.07.2001

Um wieder auf einen profitablen Wachstumskurs einzuschwenken, stehen die Zeichen bei Norcom seit Monaten auf Umstrukturierung. Innerhalb der beiden Geschäftsfelder "E-Security" und "E-Business-Solutions" wurde mittlerweile eine Organisationsstruktur eingeführt, die auf eigenverantwortlichen Profit-Centern aufbaut. Große Hoffnungen setzen die insgesamt fünf Norcom-Vorstände aber vor allem auf das EAM-Produkt "NGS Bean Guard", das im dritten Quartal 2001 auf den Markt kommen soll.

Die Neuentwicklung, die auf dem Sun-Standard Java-2-EE basiert, soll bei elektronischen Geschäftsprozessen im Internet einen umfassenden Transaktionsschutz gewährleisten und gleichzeitig die Administrationskosten in den Unternehmen senken. Bisher hatte sich Norcom - mit zuletzt offenbar nicht mehr so großem Erfolg - mit Produkten wie "NGS Enterprise Framework" und "NGS for Tuxedo" auf Sicherheitslösungen für Client-Server-Umgebungen und das gleichnamige Produkt von BEA Systems konzentriert.

Doch nicht nur produktseitig, auch international versuchen die Münchner Security-Spezialisten, die derzeit knapp 300 Mitarbeiter beschäftigen, seit Monaten ihre Position auszubauen. Noch bis zum Börsengang im September 1999 agierte das System- und Softwarehaus fast ausschließlich im deutschen Markt.

Durch Akquisitionen und Beteiligungen, vorwiegend in Skandinavien und Italien, konnte der Auslandsanteil am Umsatz im Geschäftsjahr 2000 auf 43 Prozent gesteigert werden. Zu 51 Prozent beteiligte sich Norcom beispielsweise vor einem Jahr an dem norwegischen Consulting-Unternehmen Norske Systemarkitekter AS. Im ersten Quartal 2001 waren die ausländischen Erlöse mit 1,6 Millionen Euro (21 Prozent) allerdings wieder stark rückläufig.

Keine Präsenz in Schlüsselmärkten

Auf dem Weg zum "Major Player im europäischen E-Security-Business" fehlt dem Unternehmen auch nach wie vor ein Standbein in den Schlüsselmärkten Großbritannien und Frankreich. Zwar ist es nach den Worten von Vize-Vorstand Kristiansen wichtig, den europäischen Markt "schnell abzuriegeln". Um aber Akquisitionen via Aktientausch vornehmen zu können, hat die Company im Moment aufgrund des abgestürzten Kurses nicht die nötigen Finanzmittel.

Ungeachtet dessen gehen die ehrgeizigen Ziele der Münchner Firmenlenker heute bereits über den europäischen Markt hinaus. Seit August vergangenen Jahres ist Norcom mit fünf Mitarbeitern im Silicon Valley präsent. Von hier aus soll über VARs, Systemintegratoren oder Portal-Solution-Provider das OEM-Geschäft vorangetrieben werden. Aufgrund hoher Risiken, nicht zuletzt durch die anhaltende US-Konjunkturschwäche, wolle man laut Liliana Nordbakk aber "keine Millionen-Investments" tätigen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Viggo Nordbakk gründete sie 1989 das Unternehmen und zeichnet heute für die US-Aktivitäten verantwortlich.

Auch der seit Monaten existierende Plan, in den Staaten ein System- und Integrationsunternehmen zu kaufen, ist bis auf weiteres auf Eis gelegt. "Im Moment können wir unsere Aktie nicht als Zahlungsmittel nutzen", erklärte Nordbakk. Erst nach einem signifikanten Kursanstieg seien Übernahmen wieder ein Thema. "Den Emissionspreis von 19 Euro würden wir schon wieder gerne sehen", betonte sie.

Eine schnelle Positionierung im US-Markt wäre indes für das Unternehmen wichtig. Immerhin sitzen in Übersee mit deutlich bekannteren IT-Security-Anbietern wie Verisign, Check Point Software oder Computer Associates (CA) die eigentlichen Wettbewerber, die bereits international Position bezogen haben und auf eine starke Kundenbasis aufbauen können. Weniger sieht Nordbakk dagegen die Neuen-Markt-Firmen Articon, Biodata, Secunet oder Utimaco als Konkurrenten.

Trotz der enttäuschenden Zwischenergebnisse im ersten Quartal 2001 bekräftigten die Münchner vor kurzem ihre Prognosen für das Gesamtjahr. Angepeilt sind demnach Einnahmen zwischen 56 und 60 Millionen Euro, was einem organischen Wachstum von rund 70 Prozent entsprechen würde.