Umstrittener Informatik-Boom an TU:\ Wieviel Lehre braucht der Mensch?

11.12.1981

WIEN (eks) - Angesichts von 1234 Studenten und nur vier Professoren im Fach Informatik an der TU-Wien entzündete sich ein Streit zwischen TU und Wissenschafts-ministerium.

Die Studentenvertreter wiesen auf das Mißverhältnis von über 1200 Informatikern zu nur vier Professoren hin und beklagten, daß ihr Fach mit dieser Relation von eins zu 300 ungeheuer viel schlechter gestellt sei als der österreichische Durchschnitt; der beträgt etwa ein Professor auf 15 Studenten.

Das Wissenschaftsministerium konterte mit dem Hinweis auf eine fünfte Lehrkanzel, die allerdings derzeit nur planmäßig eingerichtet jedoch noch nicht besetzt ist, sowie auf 18 Assistenten und 22 Lektoren.

Wie meist haben wohl beide Kontrahenten nicht völlig recht. Der EDV-Kapo des Wissenschaftsministeriums Dr. Norbert Roszenich zählt unter anderen auch sich selbst zu den Lehrpersonen, obwohl ihm sein Full-time-Job im Ministerium kaum viel Zeit für die Studenten über die reine Vorlesungszeit hinaus lassen dürfte.

Umgekehrt kann es sicher nicht angehen, nur Professoren als Wissensvermittler zu akzeptieren. Es sind alle Lehrpersonen, wenn auch vielleicht unterschiedlich gewichtet, zu berücksichtigen.

Darüber hinaus sollte man das Ausbildungsbedürfnis eines "Erstsemesters" nicht mit dem eines Diplomanden gleichsetzen. Hatten 1977 erst etwa 150 Neuinskribenten Informatik belegt, so waren es 1978 über 200,1979 mehr als 250 und 1980 bereits über 350.

Im Jahr 1981 stieg die Zahl der neuen EDV-Eleven bereits auf fast 450. Die Reaktion auf dieses Wachstum sowie auf die in Österreich derzeit ebenfalls diskutierte hohe Zahl von Studienabbrechern kann wohl nur im verstärkten Einsatz DV-gestützter Lehrmethoden in den Anfangssemestern liegen. Denn welches andere Fach eignet sich primär für den Unterricht am Computer als der Unterricht über Computer?