Umstrittene Eignungstests für IT-Studenten

04.04.2002
Von Bettina Wirth

Bry entwarf Aufgaben, die Logik, Abstraktionsvermögen sowie algorithmisches und analytisches Denken testen. Außerdem können die Selbsttester ihr Verständnis deutscher und englischer Texte erproben und eine Mathematikaufgabe lösen. Zwölf Fragen und gute drei Stunden später darf sich der Tester zur Auswertung durchklicken. Zwei Drittel der Aufgaben sollten korrekt beantwortet sein. Wer nur auf wenigen Themengebieten brillierte, ist eher ungeeignet. Logik und Sprache auf dem Prüfstand

Die freiwillige Prüfung schloss offensichtlich eine Informationslücke bei vielen Ratsuchenden: Über 38 000 Mal wurde der Test von der Homepage der Münchner Informatik aufgerufen. Bry und seine Kollegen erhielten Dutzende E-Mails mit Reaktionen. Informatikstudenten bestätigten den Erfindern, dass der Test zwar schwer sei, dafür aber künftige Anforderungen genau abbilde. Andreas Nill etwa studiert im dritten Semester Informatik. Er stieß im Internet auf die Aufgaben und absolvierte sie aus Neugier: „Der Test ist sehr gut, und ich empfehle ihn jedem, der vorhat, das Fach zu studieren.

Er prüft die Informatik-typischen Denkmuster und ob man sich für derartige Fragen begeistern kann.“ Bry betont, dass „keine Informatikkenntnisse abgefragt werden, denn die sollen die Studenten ja bei uns lernen“. Ermittelt wird stattdessen das intuitive Verständnis von Themen wie Laufzeitkomplexität, Rekursion und Korrektheit, Logik und Sprache. Dafür seien keine Vorkenntnisse erforderlich. Eignungstests werden Pflicht

Auch Manuela Fuchs, Gymnasiastin der 13. Klasse, versuchte sich an dem Test. Sie beurteilt ihn als schwer: „An einigen Aufgaben haben unsere so genannten Genies aus dem Mathematikleistungskurs herumgerechnet. Aber sogar die haben versagt“, berichtet sie. Die Abiturientin beschäftigte sich mit den Aufgaben, weil sie gern Informatik oder Physik studieren würde, doch der Test nahm ihr ein wenig den Mut, wie sie zugibt: „Ich hatte wirklich vor, dieses Fach zu studieren. Mittlerweile bin ich mir aber nicht mehr sicher. Besonders die Logikaufgaben haben mir Kopfzerbrechen bereitet.“

Auch die Schüler von Oberstufenlehrer Karl-Heinz Kern, der den Test in der Schule angeboten hatte, beurteilten den Test als sehr anspruchsvoll. Trotzdem scheint ihm die Zielrichtung sinnvoll, denn Kern berichtet auch: „Die am Informatikstudium interessierten Schüler fühlten sich bestätigt, nicht abgeschreckt.“

Trotz der Schwierigkeiten, die viele Probanden bei den Aufgaben hatten, sind sich doch alle einig, dass der Test sehr gelungen ist. Selbst ein Diplominformatiker gestand ein: „Die Fragen hatten auch für mich einen hohen Schwierigkeitsgrad.“ Als sehr gut empfand er, dass sich der Test nicht darauf bezieht, was viele Leute fälschlicherweise von einem Informatikstudium erwarten, nämlich Programmieren und Installieren von Software. Vielmehr erprobe er logisches Denken und Abstraktionsvermögen. Deshalb vermittle der Test, worauf es beim Studium ankommt.