Einbussen im Hardwaregeschaeft koennen nicht ausgeglichen werden

Umsatz mit Software und Service bleibt hinter Erwartungen zurueck

21.05.1993

Insgesamt, so das Marktforschungsinstitut Input in seinem letzten Research-Bulletin "Vendors - The Metamorphosis to Software and Services", wuerden die Hardwarehersteller verstaerkt versuchen, die Umsaetze mit Software und Services zu erhoehen. Insbesondere die Lieferanten, die auf dem Hardwaremarkt Anteile verlieren, unternehmen grosse Anstrengungen in dieser Richtung.

Dabei haben allerdings einige Produzenten versucht, durch blosse Finanzmanoever - die Entflechtung der Hardware- von Software- und Serviceumsaetzen - ihre nicht hardwarebasierten Einnahmen zu vergroessern. Einerseits gab ihnen diese Entkoppelung die Chance, die Rechnerpreise zu senken. Andererseits konnten sie Software und Dienstleistungen teurer verkaufen, weil sie fuer den Kunden einen hoeheren Wert darstellen als die Hardware, in der fuer den Anbieter kaum noch Differenzierungspotential liegt. Folgerichtig, so die Input-Auguren, stiegen in den vergangenen Jahren die Software- und Serviceausgaben signifkant an, waehrend die Aufwendungen fuer Hardware zurueckgingen.

Diese Umverteilung der IT-Aufwendungen zugunsten von Software und Dienstleistungen ist nachhaltig vom Trend zu offenen Systemen und dem damit ausgeloesten Preiskampf beeinflusst worden.

Andere Anbieter begnuegten sich nicht mit blossen Finanzoperationen, sondern bemuehten sich tatsaechlich, ihr Leistungsspektrum auszudehnen, um einen groesseren Anteil am IT- Budget ihrer Kunden zu ergattern. Sie bieten neue Services an und uebernehmen zum Teil Generalunternehmerschaften.

Als Beispiele fuer das Engagement der Hardwarehersteller in neuen Maerkten nennt Input Netzwerkdesign und -installation, Disaster-recovery-Services, Multivendor maintenance, Outsourcing, Systemintegration und Management-Beratung.

Die Marktforscher analysierten ausserdem die Aufteilung der 1992 in Europa erzielten Umsaetze von amerikanischen und heimischen DV- Anbietern auf die Sektoren Softwareprodukte und Support, Hardware- Maintenance, andere Services (ohne Finanzierung) und Hardware. Dabei erzielt AT & T unter den US-Anbietern - hauptsaechlich wegen der Akquisition von NCR und Istel - mit 67 Prozent den hoechsten Software- und Serviceanteil am Gesamtumsatz, gefolgt von Digital mit 66, Unisys mit 64 und IBM mit 49 Prozent. Obwohl Big Blue sein Engagement fuer diesen Markt in den letzten Jahren immer wieder unterstrich, bleibt der Umsatzanteil der Armonker in diesem Sektor hinter dem der Mitbewerber zurueck.

Hewlett-Packard macht zwar nur 24 Prozent seines Umsatzes mit weicher Ware und Dienstleistungen, steht aber im Gegensatz zu den anderen Playern aufgrund seiner Produktpalette im Hardwaregeschaeft glaenzend da. Das Motiv fuer den Ausbau dieses Bereichs liegt bei HP auch nicht in einer Umverteilung des Gesamtumsatzes, sondern in der besseren Unterstuetzung der eigenen Produktpalette.

Unter den europaeischen Herstellern nimmt ICL mit 67 Prozent Anteil eine klare Fuehrungsposition beim Software- und Serviceumsatz ein. Allerdings ist das ebenfalls, so Input, auf die Akquisitionsaktivitaeten der letzten fuenf Jahre zurueckzufuehren. Bull, SNI und Olivetti generieren nach wie vor ueber 50 Prozent ihrer Einnahmen mit Hardwareprodukten.

Dem Urteil der Marktforscher zufolge stellen inzwischen alle Systemanbieter, die das Software- und Servicegeschaeft fuer sich entdeckt haben, eine nachhaltige Bedrohung fuer die unabhaengigen Anbieter dar. Allerdings bleibt auch fuer die Auguren die Frage offen, ob Anwender jemals aufhoeren, Hersteller und Unabhaengige in "voreingenommene" und "nichtvoreingenommene" Anbieter zu unterscheiden.