Umsatz gegenueber dem Vorjahr nahezu halbiert Seinen Quartalsgewinn verdankt Borland nur dem Deal mit Novell

12.08.1994

MUENCHEN (qua) - Mit 69,1 Millionen Dollar Umsatz und 61,4 Millionen Gewinn beendete die Borland International Inc., Scotts Valley, Kalifornien, am 30. Juni das erste Quartal des Geschaeftsjahres 1995. Gingen die Einnahmen gegenueber dem Vorjahreswert (123,4 Millionen) um 44 Prozent zurueck, so fuehrte der Verkauf des Spreadsheet-Produkts Quattro Pro zu einem unverhaeltnismaessig hohen Profit.

Wie die deutsche Borland-Niederlassung in Langen bei Duesseldorf meldet, haette das Unternehmen ohne den Quattro-Pro-Deal und die Akquisition der Report Smith Inc. unter dem Strich einen Verlust von 36 Millionen Dollar vor Zinsen und Steuern ausgewiesen. Dieses Ergebnis sei dennoch besser als erwartet. Im vierten Quartal des vergangenen Geschaeftsjahres hatte die kalifornische Softwareschmiede ein Defizit von 76 Millionen Dollar hinnehmen muessen.

Der Verkauf von Quattro Pro an Novell bescherte Borland einen Gewinn vor Steuern in Hoehe von 99,9 Millionen Dollar. Gleichzeitig gab das Unternehmen allerdings 16,2 Millionen Dollar aus, um den Tool-Anbieter Report Smith zu uebernehmen. Seinen Cash-flow beziffert der Software-Anbieter mit 144,1 Millionen Dollar.

Der Umsatz ging zu mehr als einem Drittel auf das Konto eines Lizenzabkommens mit Novell. Der neue Quattro-Pro-Eigner erwarb eine Million Kopien des Datenbankprodukts Paradox, um sein Komplettpaket von Brot-und-Butter-Anwendungen zu komplettieren. Das neue Highlight in Borlands Produktpalette, das Datenbankentwicklungs-Werkzeug Dbase for Windows, konnte die von April bis Juni erzielten Einnahmen noch nicht beeinflussen, da es erst seit Anfang dieses Monats zu haben ist.

Auf die Windows-Version des unter DOS bereits millionenfach lizenzierten Produkts sowie auf das Pascal-basierte Toolset "Delphi" setzt Borland seine Umsatzhoffnungen. Wie das vergangene Quartal gezeigt hat, ist der Turnaround naemlich keineswegs allein durch Kosteneinsparungen erzielbar: Vertriebsaktivitaeten und Administration verschlangen 51,4 Millionen Dollar, obschon die Kalifornier eigenen Angaben zufolge diesen Posten innerhalb des vergangenen Jahres um mehr als 22 Prozent

verringern konnten.

Um 2,7 Prozent gestiegen sind laut Borland hingegen die Aufwendungen fuer Forschung und Entwicklung. Deren Hoehe gibt das Unternehmen mit 17 Millionen Dollar an, was einem Umsatzanteil von 24,6 Prozent entspricht.

Offenbar ist die Boerse dem Unternehmen derzeit wieder guenstiger gesonnen. Der Gewinn pro Aktie lag am Ende des vergangenen Quartals bei 1,88 Dollar - gegenueber einem Vorjahreswert von 22 Cent. Zum New Yorker Boersenschluss am Montag, den 8. August, war der Anteilschein 12,875 Dollar wert.