17 Prozent der Unternehmen werden Umstellung nicht schaffen

Umfrage von Hermes warnt vor Jahr-2000-Problemen in Deutschland

27.08.1999
MÜNCHEN (CW) - Eine Umfrage der Hermes Kreditversicherungs AG bei rund 2300 deutschen Unternehmen vom Juli 1999 belegt, daß weiterhin große Bedenken bezüglich der Jahr-2000-Fähigkeit vieler hiesiger Firmen angebracht sind.

Hermes hatte im Herbst 1998 zum ersten Mal bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens fünf Millionen Mark Umsatz eine Untersuchung vorgenommen und diese im Juli 1999 aktualisiert.

Darin hält Hermes fest, daß das Risikobewußtsein zwar gestiegen sei. Knapp die Hälfte der Unternehmen würden dem auch als Y2K (= Year 2 Kilo, also Jahr 2000) bezeichneten Problem einen großen oder sehr großen Stellenwert beimessen (1998: 39 Prozent).

Sieben Prozent der befragten Unternehmen hätten aber starke oder sehr starke Schwierigkeiten, noch rechtzeitig vor dem 1. Januar 2000 Umstellungsarbeiten und Tests abzuschließen. Allein 17 Prozent aller Firmen, die von IT-Technologien stark abhängig sind, beginnen nach Hermes-Erkenntnissen erst im vierten Quartal 1999 mit der Testphase oder beenden ihre Umstellungsaktivitäten zwischen Oktober und Dezember dieses Jahres. "Das ist erfahrungsgemäß zu spät, um noch erforderliche wesentliche Änderungen durchzuführen", heißt es in der Hermes-Umfrage.

Bei Absturz: Nur 30 Prozent haben einen Plan

Bedenklich ist ferner, daß nur 30 Prozent der Firmen überhaupt einen Notfallplan erarbeitet haben. Bei Großunternehmen haben diese wichtige Hausaufgabe immerhin etwa drei von fünf erledigt.

Auch die externen Beziehungen zu ihren Hauptlieferanten haben deutsche Unternehmen nur unzureichend auf die Y2K-Fitness geprüft. Obwohl zwei Fünftel der Betriebe beim Ausfall solch eines Zulieferers höchstens einen Monat weiterproduzieren könnten, sind sich 29 Prozent der Unternehmen auch im Juli 1999 nicht sicher, ob ihre Partner im Jahr 2000 fristgerecht liefern können.

Fast nicht vorstellbar ist, daß rund die Hälfte der deutschen Firmen keine Maßnahmen getroffen haben, um den Warenbezug bei ihren Lieferanten sicherzustellen. 21 Prozent der Unternehmen sind dabei so stark abhängig von einem ihrer Abnehmer, daß ein Ausfall existenzbedrohend wäre.

Die meisten Branchen konnten ihr Risikopotential im Vergleich zum Herbst 1998 leicht senken. Teils in erheblichem Maße gefährdet sind aber immer noch der öffentliche Sektor, die chemische Industrie und Mineralölverarbeitung sowie unter anderem der Kraftfahrzeughandel, das Glas- und Keramikgewerbe sowie die Papier- und Druckindustrie.

Die Hermes-Umfrage bestätigt damit indirekt die anhaltenden Y2K-Probleme, auf die auch Gartner-Group-Analyst Andy Kyte im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE für Deutschland hingewiesen hatte (siehe Seite 1).