Offshoring und Cloud Computing

Umbrüche im Servicemarkt

23.04.2011
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Standardisierung gefährdet Projektgeschäft

Die Nachfrage nach klassische IT-Dienste wird ab 2012 langsam sinken. Insgesamt wächst der Markt aber weiter.
Die Nachfrage nach klassische IT-Dienste wird ab 2012 langsam sinken. Insgesamt wächst der Markt aber weiter.
Foto: Forrester Research

Der Trend zur Cloud und zu As-a-Service-Modellen ist eine folge davon, dass sich Anwenderunternehmen häufiger mit Standardlösungen begnügen. Sie akzeptieren funktionale Einschränkungen, wenn die Installationen stattdessen pflegeleicht, weniger personalintensiv und günstig sind. Das wird vor allem die System-Integratoren treffen, die in der Vergangenheit viel Geld mit individuellen Anpassungsarbeiten verdient haben. "Früher haben wir SAP-Projekte für Großkunden betrieben, die mit beispielsweise fünf Millionen Euro dotiert werden. Wenn wir heute eine SaaS-Lösung etwa von Salesforce.com integrieren, sind das Projekte im Wert von sagen wir mal 200 000 Euro", beschreibt Paul Hermelin, CEO von Capgemini, die Veränderung.

Zwar erwartet Forrester zunächst noch einen Anstieg der Umsätze mit klassischen IT-Dienstleistungen, doch im Lauf des Jahres 2012 soll der Scheitelpunkt dieser Entwicklung erreicht sein. Der Gesamtmarkt wächst weiterhin ordentlich (siehe Grafik), die Umsätze verschieben sich aber zusehends zu On-Demand- und Cloud-Angeboten. Gefragt sind künftig Standarddienste aus dem Baukasten und der IT-Wolke. Die dann noch nötigen Integrationsaufgaben haben nicht mehr die Anpassung von ERP- und CRM-Software an die Prozesse der Anwenderunternehmen zum Ziel, sondern die Anbindung von Public- und Private-Cloud-Diensten an vorhandene IT-Installationen. Dafür müssen die Beratungshäuser rechtzeitig ihr Portfolio umbauen und Know-how bei den Mitarbeitern aufbauen.

Insgesamt reduziert der Schwenk zu Standarddiensten den Aufwand für Einführungs- und Anpassungsarbeiten erheblich, und auch der Betreuungsaufwand wird mittelfristig schwinden. Forrester schätzt, dass die Maintenance-Kosten im SaaS-Umfeld um 60 bis 70 Prozent unter denen von traditionellen Softwarelösungen liegen.

"In unserer weltweiten Supply-Chain gibt es erste Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt im Auslagern dieser traditionellen Mustern folgenden Softwarelösungen möglicherweise überschritten ist", formuliert es Gregor Pillen, Leiter der Unternehmensberatung IBM Global Business Services Deutschland, vorsichtig. "Reine ERP-Integrationsaufgaben werden weniger, weil immer mehr Shared Services und Cloud-Dienste nachgefragt werden. Die Auswirkungen schlagen sich vor allem bei den nachgefragten Skills unserer Mitarbeiter nieder. Wir müssen unsere Ressourcen zunehmend zu Themen wie Smarter Planet und Smarter Grid verschieben."