UMA: Löst das Handy die Bürotelefone ab?

19.07.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

SIP im Profiumfeld

Ebenfalls in Zusammenarbeit mit Alcatel hatte BT im Juni 2005 als erster Carrier in Großbritannien im Consumer-Umfeld eine UMA-Lösung eingeführt. Bei dieser telefoniert der User per Bluetooth zu Hause mit dem Handy über DSL und unterwegs über die klassischen Mobilfunknetze. Zwar wird BT dieses Angebot laut Raschid Karabek, Head of Strategy & Business Development bei BT Deutschland, um eine WLAN-Lösung erweitern, doch soll es sich bei dem unter dem Arbeitstitel "Corporate Fusion" beziehungsweise "Enterprise Fusion" für 2007 geplanten Profi-Service um eine reine VoIP-Lösung handeln, die sich nahtlos in die vorhandenen VoIP-Installationen in der Business-Welt integrieren lässt.

Nokia N80
Nokia N80
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"UMA ist im Residential-Umfeld eine ideale Ergänzung zu GSM, da es sich schnell installieren lässt", begründet Karabek die strategische Entscheidung, "doch im SIP-orientierten Geschäftsumfeld bringt sie kaum Vorteile." Hier stehen in den Augen von Karabek nämlich nicht nur die reinen Gesprächskosten im Vordergrund, sondern auch Argumente wie die Anbindung an CRM-Prozesse, um die Produktivität zu steigern, "und dies lässt sich nur mit SIP und VoIP über WLAN effizient realisieren".

Ulrich Kemp, Sprecher der Geschäftsleitung bei T-Systems, sieht momentan ebenfalls keine Veranlassung, im Business-Umfeld auf UMA zu setzen. "Warum sollen wir auf eine neue Technik wechseln, wenn wir mit der Kombination aus WLAN und VoIP in Pilotversuchen gute Erfahrungen gemacht haben?", so Kemp.

Nur eine Übergangslösung

Noch deutlicher wird ein Branchenkenner, der mit Rücksicht auf seine vielfältigen Vertragsbeziehungen ungenannt bleiben will. Für ihn ist der Ansatz, bei UMA GSM-Verkehr durch ein IP-Netz zu tunneln, schlicht "pervers, denn dann kann ich gleich auf eine reine VoIP-Lösung setzen". Er ist der festen Überzeugung, dass UMA nur eine Interimslösung auf dem Weg zur reinen IMS-Welt (IMS = IP Multimedia Subsystem) ist und von daher nur eine begrenzte Halbwertszeit hat.