Ultimatum abgelaufen: BenQ Mobile wird liquidiert

01.01.2007

Zwei Krisen musste Siemens während der 65er-Generation meistern: das Erbe, das die völlig misratene Xelibri-Kollektion hinterließ und ein Fauxpas mit ungeahnten Konsequenzen. Eine Pressemitteilung im Sommer 2004 läutete den Anfang vom Ende ein: es hieß, der Warnton bei fast leerem Akku wäre so laut, dass man, wenn man bei dessen Ertönen gerade telefonierte, mit Gehörschäden rechnen müsse. Während Kenner der Szene diese Nachricht bestenfalls mit einem Schmunzeln bedachten, bauschten Boulevard-Medien den Vorfall zum Staatsakt auf - Siemens musste tausende Handys zurückrufen und verlor wertvolle Monate und das Vertrauen der Verbraucher. Siemens einziger Ausflug in die Smartphone-Klasse nannte sich SX1 und kam mit über einem halben Jahr Verspätung in den Handel. Seinen Einstand verbockte das Gerät mit einer allzu unkonventionellen Tastaturanordnung und seiner unterdurchschnittlichen Verarbeitung.

Business-Nutzer mussten anders begeistert werden. Während die von Motorola zugelieferten UMTS-Phones U10 und U15 fernab jeglicher Bedienbarkeit lagen, schien das SK65 mit Blackberry-Client zum Befreiungsschlag auszuholen. Doch werkelte auch auf diesem Modell kein Smartphone-System und das kleine Display mit den beschränkten Möglichkeiten fraß die Vorteile des innovativen QWERTZ-Konzepts wieder auf. Spaßiger ging es in der Lowrange-Klassifikation zu: der Folder CF62 überzeugte mit einwandfreiem Handling und witzigen Lichteffekten, das CX65 war die günstige und robuste Variante zu den teuren Flaggschiffmodellen M65 und S65.

Anfang 2005 übernahm Klaus Kleinfeld die Geschicke des Siemens-Konzerns von seinem Vorgänger Heinrich von Pierer und kündigte einen straffen Konsolidierungskurs an. Erster Schritt: die Mobile-Sparte sollte verkauft werden. Nur ein Käufer für das konsequent rote Zahlen schreibende Unternehmen fand sich nicht. Während verschiedene chinesische Investoren, darunter auch der spätere Eigentümer BenQ um Möglichkeiten zur Rettung von Wissen und Arbeitskraft feilschten, launchte Siemens die 75er-Modellreihe.