Ulrich Kemp, T-Systems: "Kleine Firmen scheuen die Mietlösung"

21.03.2006

KEMP: Wir haben uns das Know-how angeeignet und bauen es kontinuierlich aus. Natürlich sind TK-Leistungen mit der Zeit zu Commodity-Angeboten geworden, doch mit dem neuen IT-Portfolio stoßen wir in Segmente vor, die enormes Branchenwissen erfordern. Wir bauen uns sukzessive das nötige Fachwissen in allen Feldern auf, in denen wir aktiv werden wollen.

Unser Vorteil ist die große Flächenorganisation in Deutschland, über die kein anderer Anbieter verfügt. Welcher Dienstleister kann etwa in der deutschen Automobilbranche Lösungen von mittelständischen Zulieferern bis zu Herstellern wie Volkswagen und Daimler-Chrysler ausrollen?

CW: Wie sieht die Arbeitsteilung mit den Kollegen von Enterprise Services aus?

KEMP: Wir sind für die Enterprise-Services-Kollegen die TK-Factory, umgekehrt liefern sie uns die IT-Services, die wir unseren Mittelstandskunden bereitstellen. So werfen wir uns gegenseitig die Bälle zu.

CW: Hat das TK-Geschäft angesichts von VoIP überhaupt Zukunft?

KEMP: Das Geschäft ist schwierig und steht unter enormen Preisdruck. Unser Umsatz ist in den vergangenen Jahren stagniert. Wir konnten die durch den Preisverfall bedingten Einnahmenausfälle aber kompensieren, haben also Marktanteile hinzugewonnen. In den ersten zwei Monaten dieses Jahres ist das TK-Geschäft reell sogar gewachsen, ich hoffe, dass sich diese Entwicklung fortsetzt.

Wir verschließen uns keineswegs neuen Entwicklungen und besetzen Felder wie Voice over IP lieber selber, als dass wir sie dem Wettbewerb überlassen. Beispielsweise installieren und betreiben wir auch lokale Inhouse-Netze, das haben wir früher nicht gemacht.

CW: Mit den Einstieg in den VoIP-Markt hat T-Systems allerdings lange Zeit gezögert, um das Geschäft der T-Com nicht zu gefährden.

KEMP: T-Systems hat schon immer die Tech-nik geliefert, die der Markt verlangt. Wir betreiben schon seit Jahren die größte VoIP-Installation in Deutschland, in die rund 40.00 Arbeitsplätze eingebunden sind. Wir haben mit dem Dichtungshersteller Burgermann einen der größten europäischen VoIP-Deals gewonnen. Das Geschäft erstreckt sich auf 78 Standorte in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika. Wir scheuen nicht vor VoIP zurück.

CW: Wird VoIP die klassischen TK-Dienste ablösen?