Remote-Work-Studie

Überwachung der Mitarbeiter nimmt zu

13.12.2021
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Die Motivation der Mitarbeiter im Home-Office ist schnell dahin und die Fluktuation steigt, wenn Arbeitgeber immer häufiger Remote-Monitoring-Systeme einsetzen, um ihre Beschäftigten zu kontrollieren.
Eine aktuelle Studie kommt zum Schluss, dass Überwachungssysteme zunehmen, was vor allem die Mitarbeitermotivation beeinträchtigen kann und die Fluktuation erhöht.
Eine aktuelle Studie kommt zum Schluss, dass Überwachungssysteme zunehmen, was vor allem die Mitarbeitermotivation beeinträchtigen kann und die Fluktuation erhöht.
Foto: Gorodenkoff - shutterstock.com

Eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne im Auftrag von VMware zeigt, dass 60 Prozent der deutschen Unternehmen seit der Umstellung auf hybride Arbeitsformen Maßnahmen zur Kontrolle der Mitarbeiterproduktivität entweder bereits eingeführt hat oder planen, diese einzuführen. Zu diesen Maßnahmen gehören das Monitoring von E-Mails (41 Prozent), Collaboration Tools (41 Prozent) und Web-Browsing (30 Prozent), sowie Videoüberwachung (30 Prozent), Webcams (25 Prozent) und Keylogger-Software (25 Prozent). 34 Prozent der Unternehmen, die das Monitoring von Geräten bereits eingeführt haben und 45 Prozent derer, die dies gerade tun, stellen eine erhöhte oder sogar drastisch erhöhte Fluktuation ihrer Mitarbeiter fest.

Mitarbeiter befürchten stärkere Überwachung

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Unternehmen bei der Suche nach neuen Wegen, die Leistungen ihrer Mitarbeiter über ihre jeweilige Büropräsenz hinaus zu bewerten, ein sensibles Gleichgewicht finden müssen. Aus der Sicht der Arbeitnehmer stimmen drei Viertel zu, dass die Umstellung auf eine flexible Arbeitsumgebung dazu geführt hat, dass ihre Leistung - und zwar nicht in traditionellen Messgrößen wie die der im Büro verbrachten Zeit - von ihren Arbeitgebern verstärkt bewertet wird. Darüber hinaus sind 80 Prozent der Beschäftigten davon überzeugt, dass sie dank der Technologien zur Telearbeit effizienter arbeiten können als zuvor.

67 Prozent der befragten Unternehmen haben neue Methoden zur Messung der Mitarbeiterproduktivität entwickelt. Dazu zählen regelmäßige Treffen mit Managern, um die Arbeitsauslastung zu besprechen (50 Prozent), die Verwendung einer neuen Projektmanagement-Software (49 Prozent) und die Bewertung des Outputs und der vereinbarten Ergebnissee (41 Prozent).

Zu wenig Transparenz

Da die unmittelbaren Mitarbeiter nun aber nicht mehr zwangsläufig ein paar Büros weiter sitzen, entwickeln die Arbeitgeber neue Methoden zur Überwachung und Quantifizierung der Mitarbeiterproduktivität. Fast sieben von zehn Arbeitnehmern (47 Prozent) sind sich darüber im Klaren, dass ihr Unternehmen im Zuge der Umstellung auf hybride Arbeitsformen neue Wege zur Überwachung der Produktivität entwickeln musste, doch die Transparenz ist nach wie vor entscheidend. Ein Zehntel der Mitarbeiter weiß nicht, ob ihr Unternehmen Systeme zur Überwachung der Produktivität auf ihren Geräten eingeführt hat.

Vorsicht vor versteckten Kontrollen

"Arbeitgeber sollten mit Vorsicht vorgehen, wenn sie die Anwesenheit von Mitarbeitern durch Überwachungstools ersetzen. Überwachung und Leistung sind zwei sehr unterschiedliche Dinge", warnt Ralf Gegg, Head of Sales, End-User Computing Division bei VMware. Ein Mangel an Transparenz, heimliche Messungen und versteckte Kontrolle könnten das Vertrauen der Mitarbeiter schnell untergraben und dazu führen, dass motivierte Mitarbeiter in einem hart umkämpften und herausfordernden Qualifikationsmarkt lieber kündigen.

Die Überwachung von Mitarbeitern ist eines von vielen Themen, die in der Studie "The Virtual Floorplan" behandelt werden. Weitere Schwerpunkte behandeln folgende Themen:

  • Durch digitale Tools sind neue Arbeits(platz)gruppen entstanden, die von den Mitarbeitern genutzt werden. Die Festigung des hybriden Arbeitens hat zu einer neuen Form von Büroflächen geführt - einem "virtuellen Raumplan", der mehr auf gemeinsamer Affinität, verbindenden Zielen und Werten als auf räumlicher Nähe beruht. Der virtuelle Grundriss bringt neue Regeln sowie neue Erfolgsfaktoren für Mitarbeiter, Führungskräfte und Teams mit sich.

  • Mit weniger zentraler Kontrolle und persönlicher Interaktion entwickeln sich Transparenz und Vertrauen zu entscheidenden Qualitäten, die sich Führungskräfte zu eigen machen müssen, um ihre Unternehmen in einer hybriden Welt voranzubringen und zu vereinen.

  • Sicherheit ist ein Teamsport. Der virtuelle Arbeitsplatz bringt unzählige Freiheiten für die Mitarbeiter mit sich - und ebenso viele Sicherheitsrisiken für die IT. Mit weniger direkter Kontrolle über Anwendungen, Geräte und Netzwerke navigiert die IT-Abteilung durch ein neues Paradigma, in dem Sicherheit ein Mannschaftssport ist.

Die Zusammenfassung der Studie können Sie hier herunterladen.

Branchenübergreifend und international

Die von VMware in Auftrag gegebene Umfrage wurde im Juli und August 2021 von dem unabhängigen Forschungsunternehmen Vanson Bourne durchgeführt. Weltweit wurden 7.600 Personen befragt, darunter Personal-, IT- und Unternehmensentscheider sowie Mitarbeiter aus den Bereichen IT, Fertigung, Maschinenbau und Produktion, Finanzdienstleistungen, Unternehmens- und freiberufliche Dienstleistungen, Einzelhandel und Großhandel, Energie, Öl/Gas und Versorgungsunternehmen, Vertrieb und Transport, öffentliches Gesundheitswesen, Bauwesen und Immobilien, öffentliches Bildungswesen, Telekommunikation, Verbraucherdienstleistungen, Kommunalverwaltung, Zentralverwaltung, Medien, Freizeit und Unterhaltung, privates Bildungswesen, privates Gesundheitswesen, Gastgewerbe und andere.

Alle untersuchten Organisationen haben weltweit 500 oder mehr Mitarbeiter. Zu den untersuchten Ländern gehören das Vereinigte Königreich, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Russland, Polen, Norwegen, Schweden, Spanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, die USA, Kanada, Japan, Australien, Indien, China, Singapur und Südkorea.