Übersetzer profilieren sich vor dem Computer

30.04.1982

ZÜRICH (sg) - Obwohl immer mehr Mikroprozessoren in die Welt der Arbeit einziehen, würde der Beruf des Übersetzers nach wie vor nicht von Computern verdrängt werden können. Zu diesem Schluß kamen Übersetzungsfachleute auf einem kürzlich vom Übersetzungsbüro Consultra AG in Zürich organisierten Seminar.

Eine gute Übersetzung, so die Meinung, wird immer noch von der Ausbildung, dem Wissenstand und der Gewissenhaftigkeit eines menschlichen Übersetzers abhängen. Der Computer kann hierin allenfalls zur Unterstützung gewisser Arbeiten dienen.

Einen Einblick in den Stand der Entwicklung maschineller Übersetzungsvorgänge gewährte Professor Dr. Kurt Bauknecht vom Institut für Informatik der Universität Zürich. Nach seinen Darlegungen muß für die maschinelle Übertragung eine universelle Zwischensprache geschaffen werden, die lexikalische, syntaktische, semantische und pragmatische Übersetzungsebenen beinhaltet. Gelöst seien bisher aber erst die beiden ersten Ebenen.

Andererseits sind bedenkenlos technische Texte übertragbar, allerdings nur unter der Voraussetzung, daß auf den Ausgangstext zurückgegriffen werden kann. Solche Übersetzungen können mit einer Geschwindigkeit von 500 000 Wörtern pro Stunde erfolgen. Daß den Übersetzern die baldige "Wegrationalisierung" durch den Computer droht, glauben die Referenten nicht. Wobei die Profis die Ansicht vertraten, daß eine gute Übersetzung ein Text ist, dem man nicht ansieht, daß er übersetzt worden ist. Deshalb könne der Computer wohl kaum in absehbarer Zeit an die Stelle des Übersetzers treten.