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Übernahmepoker: Allianz will sich Postbank schnappen

21.02.2008
Von pte pte
Trotz des Zumwinkel-Skandals geht der Poker um den Verkauf der Deutschen Postbank http://www.postbank.de weiter. Neben der Commerzbank, dem bisherigen Wunschkandidaten der Bundesregierung, hat nun auch die Allianz http://www.allianz.de ihr Interesse an der Post-Tochter bekundet. So gesellt sich neben der Deutschen Bank ein weiteres gewichtiges Institut zu den potenziellen Bietern. Vor dem Hintergrund der Dividendenerhöhung von Europas größtem Versicherer um 45 Prozent erwarten Analysten, dass es einen heftigen Preiswettkampf um die Postbank geben wird. Der Dividendensprung der Allianz bedeutet eine Ausschüttung je Aktie auf 5,50 Euro. Der Allianz-Umsatz kletterte im vergangenen Jahr von 101,1 auf 102,6 Mrd. Euro, wobei der Überschuss um 13,5 Prozent auf acht Mrd. Euro anstieg.

"Die Chancen der Allianz, den Zuschlag für die Postbank zu erhalten, sehe ich derzeit als sehr gut. Das Unternehmen besitzt trotz der Abschreibungen, die durch die Dresdner Bank getätigt werden mussten, nach wie vor ausreichend Kapitalkraft, um die Akquisition zu stemmen", so Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums http://www.bfz-ev.de und Emeritus am Lehrstuhl für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg http://www.uni-erlangen.de , im Gespräch mit pressetext. Laut dem Experten seien aber auch die Mitbewerber Commerzbank und Deutsche Bank nicht zu unterschätzen. "Es läuft darauf hinaus, dass der Preis ausschlaggebend sein wird. Der Bund kann der Commerzbank nur wegen Sympathiegründen jedenfalls nicht den Vorzug lassen", unterstreicht Gerke.

Medienberichten zufolge sondiert die Deutsche Post gegenwärtig die Möglichkeiten für einen Verkauf der Postbank. Laut Informationen der Financial Times Deutschland hat die Postbank bereits erste Gespräche mit der Allianz geführt. Ebenso seien Sondierungen mit der Deutschen Bank und dem niederländischen Finanzriesen ING durchgeführt worden. Gerke sieht die Postbank mit ihren rund 15 Mio. Klienten als sehr profitabel und damit interessant für Käufer. Mit dem Kauf Deutschlands größten Einzelinstituts könnte auf einen Schlag ein Bankenriese entstehen, der das hart umkämpfte hiesige Privatkundengeschäft neu ordnen würde. Derzeit wird das Segment noch von Sparkassen und Genossenschaftsbanken dominiert, die nicht von privaten Investoren gekauft werden können.

Aufgrund des Dividendensprungs der Allianz belastete das Tochterunternehmen Dresdner Bank mit Verlusten durch die US-Subprime-Hypothekenkrise. Im vierten Quartal 2007 musste die Tochtergesellschaft rund 900 Mio. Euro allein auf strukturierte Produkte abschreiben. Mit dem Kauf der Postbank wäre es der Allianz möglich, diese Probleme elegant zu lösen, meinen Insider. Unterdessen dementiert der Versicherer Spekulationen, die den Verkauf der Dresdner Bank in den Raum stellen. Vielmehr wolle man der Bank den Rücken stärken, heißt es. Im Falle eines Kaufs der Postbank durch die Allianz wird damit gerechnet, dass das Privatkundengeschäft der Dresdner Bank mit dem der Postbank zusammengelegt und die Investmentbank Dresdner Kleinwort abgespalten und verkauft werden könnte.

Für inländische Bieter könnte es im Falle einer Übernahme hinsichtlich der Integration zu Problemen kommen, da die Filialnetze des Käufers und der Postbank nur schwer nebeneinander bestehen bleiben könnten. Experten sehen das Herauslösen der Postbank-Schalter aus den Post-Zweigstellen als schwierig. Für ausländische Bieter bestünden diese Hürden zwar nicht, dennoch zieht die Bundesregierung, die bis 2009 über ein vertraglich geregeltes Veto-Recht verfügt, den Verkauf der Postbank an ein deutsches Institut vor. (pte)